Der Gummibärchenschnaps ist auf Crange längst flüssiger Kult. Stilecht nur mit Zahnstochern.

Für die einen ist er nur ein süßes Gesöff, für die anderen der Cranger Kultdrink schlechthin: der Gummibärchenschnaps von Steinmeister. Neben dem „Mond von Wanne-Eickel”-Likör ist er mittlerweile auch ein international bekanntes Destillat aus der Heimat. Ein sagenhafter Mythos rankt sich um den Schnaps. Frauen und Männer essen Gummibärchen mit Zahnstochern und spülen mit Alkohol nach. Was für Außenstehende bizarr erscheint, begann einmal ganz still und heimlich im Jahre 1985.

Schon damals lief der Schausteller-Betrieb Steinmeister zwar schon sehr gut, so der Chef Bernd Steinmeister, aber ein Alleinstellungsmerkmal in flüssiger Form fehlte. „Es ist Zeit für ein neues Kultgetränk!”, dachte sich Bernd Steinmeister – und sollte damit Recht behalten.

Nach den ersten Überlegungen, etwas Extravagantes zu machen, bekamen die Steinmeisters einen Tipp von einem guten Bekannten: Der verriet, wie man selber einen Schnaps verfeinern kann. In kleiner Runde im Familienkreis testeten die Schausteller dann mit einem zugekauften Schnaps, was in welcher Kombination schmeckt. In diesem Stadium kamen auch die Gummibärchen ins Spiel.

„Wir hatten erst probiert, das Gummibärchen nur so in den Mund zu nehmen”, so Bernd Steinmeister. Damit wären aber Gummibärchen und Getränk keine Einheit gewesen. Also legten die Tester das Weingummi in das Getränk – und es blieb einfach unten im Glas liegen. „Irgendwann sind wir dann auf Zahnstocher gekommen”, erinnert sich Steinmeister. Seitdem besteht das Konzept, das Gummibärchen auf einem Zahnstocher aufgespießt in ein Pinnchen zu legen.

Nach der Entwicklungsphase wurde der Schnaps in Flaschen abgefüllt und zunächst nur mit einer Aluminiumfolie umwickelt, da es noch kein Etikett gab. Im Jahr darauf bekam der Schnaps seinen offiziellen Namen und die Flasche ihr Etikett.

Dass bis heute niemand wissen darf, was genau im Gummibärchenschnaps steckt, macht ihn so geheimnisvoll – und überaus beliebt. Auf die Frage nach dem Braurezept sagt Bernd Steinmeister nur: „Das Rezept ist ein Geheimnis, genau wie der Zaubertrank der Gallier.” Viele Besucher freuen sich jedes Jahr auf Crange auf den süßen Kick. Eigentlich konnte man den Schnaps immer nur auf der Kirmes genießen, seit kurzem ist jedoch auch eine Bestellung außerhalb der Kirmes-Saison möglich. Das liegt nicht nur daran, dass der Gummibärchenschnaps die meistverkaufte Spirituose bei Steinmeister ist. Ausschlaggebend waren vor allen Dingen Cranger Kirmesgäste aus dem Ausland, die über die Jahre auf die Spezialität aufmerksam geworden sind – und nun von Holland oder England bestellen.

Ob der Wanne-Eickeler Schausteller nach diesem Export-Erfolg neue Pläne für ein weiteres alkoholisches Getränk hat? „Ja”, verrät er dann doch, „dieses Geheimnis werden wir vielleicht schon zur nächsten Kirmes lüften.”