Herne. . Die Stadt Herne will ihre Viertel lebenswerter machen und legt die Ergebnisse für ein Pilotprojekt in Herne-Süd vor. Der Tenor: Es mangelt an Einkaufsmöglichkeiten und Orten der Begegnung. Analyse und Konzept sollen als „Richtschnur“ für andere Quartiere dienen.

Den sperrigen Titel „Quartiersanalyse und -konzeption Herne-Süd“ trägt die 42-seitige Vorlage, mit der sich der Planungsausschuss am Donnerstag befassen wird. Doch das jetzt von der Stadt vorgelegte Papier soll weit über Herne-Süd hinausstrahlen.

Das entwickelte Konzept soll nämlich als „Richtschnur“ für abgrenzbare Quartiere, sprich: für Stadtviertel dienen, sagt Planungsamts-Chef Achim Wixforth auf Anfrage. Es sei als Auftrag an die Gesamtverwaltung zu verstehen, bei Negativentwicklungen mit Kooperationspartnern in den jeweiligen Vierteln aktiv zu werden.

Klingt abstrakt, ist in Herne-Süd aber unter Steuerung eines externen Gutachterbüros und mit Beteiligung der Stadt, örtlicher Wohnungsunternehmen sowie weiterer lokaler Akteure in ein konkretes Maßnahmenprogramm gemündet. Einige Beispiele für das mit rund 7000 Einwohnern sehr große Quartier in Herne-Süd (mit den groben Grenzen Hölkeskampring, Bochumer Straße, Bergstraße, Vödestraße):

– Stichwort Nahversorgung: Es fehlt ein fußläufig erreichbarer Lebensmittelmarkt, hatte der SPD-Bezirksverordnete Willi Hesse bereits vor Monaten beklagt (wir berichteten). Da ein geeignetes Grundstück nicht in Sicht ist, rücken vor allem zwei alternative Modelle in den Fokus. Zum einen ist das eine von der Wohnungswirtschaft favorisierte Dependance eines größeren, etablierten Marktes. Die Suche sei bisher - trotz des Angebots, befristet einen Teil der Miete zu übernehmen - aber nicht erfolgreich gewesen. Das zweite Modell ist ein „multifunktionaler Quartiersladen“ eines Wohlfahrtsverbandes oder einer Genossenschaft (ergänzt durch Dienstleistungen und eventuell mit geförderten Arbeitsplätzen).
– Stichwort Wohnumfeld: Kooperative Ansätze für die Gestaltung und Pflege des Grüns unter Mitwirkung auch von Bürgern (z.B. Patenschaften) sollen geprüft werden. Stadtgrün habe „grundsätzliche Offenheit“ signalisiert, heißt es. Wünschenswert sei zudem die Entwicklung eines Quartiersplatzes als öffentlicher Treffpunkt. Von drei möglichen Flächen wird die Kreuzung Flottmannstraße/Straße des Bohrhammers favorisiert. Das würde jedoch bauliche Änderungen erforderlich machen, da der dort angesiedelte Spielplatz gut genutzt werde und nicht aufgegeben werden soll.
– Stichwort Verkehr: Die Schaffung zusätzlicher Stellplätze soll von der Verwaltung geprüft werden.

DRK denkt über Öffnung nach

— Stichwort Infrastruktur: Die Förderung von Begegnungsmöglichkeiten im Viertel hatten sich Bürger in einer Umfrage gewünscht. Das DRK prüfe mit der Stadt, ob das Haus am Flottmannpark eine solche Funktion übernehmen könnte.

Bürgerinitiative Süd gegründet

Die „Bereitschaft der Bewohner zum Engagement im Quartier“ wird in der Analyse zu Herne-Süd als Chance bezeichnet. Vor diesem Hintergrund müsste die Gründung der Bürgerinitiative Süd (BI) bei der Stadt auf große Zustimmung stoßen. „15 engagierte Bürger“ hätten im Restaurant Wildrose die BI ins Leben gerufen, heißt es in einer Pressemitteilung. Wie berichtet, ist die Initiative nicht zuletzt aus dem Protest gegen die Fortschreibung des Nahverkehrsplans hervorgegangen. Ziel sei es, ein System des „konstruktiven Miteinanders von Bürgern und Kommunalpolitikern zu entwickeln“ und aktuelle Themen kritisch zu begleiten, so die BI. Alle Bürger seien zur Teilnahme eingeladen. Schwerpunkte seien die Nahversorgung, die Parkplatzsituation, der ÖPNV sowie der Umgang mit Spielplätzen und öffentlichen Grünflächen. Bewährte Strukturen sollten bestehen bleiben, so die Forderung. Neben regelmäßigen Informationsveranstaltungen seien gelegentliche Flugblatt-Aktionen und ein Internet-Auftritt geplant.