Herne. .
Die Bekanntschaft mit Johann Bos verdankt Jan Zweyer einem Zufall. Bei Recherchen für den letzten Teil seiner Goldstein-Trilogie, „Persilschein“, stieß der Autor im Herner Stadtarchiv auf eine Notiz über einen aufsehenerregenden Prozess. Johann Bos, geboren 1912 in Osnabrück und zeitweise in Herne wohnhaft, stand als Hochstapler und Betrüger 1950 vor Gericht. Um seine Gaunereien rankt sich Zweyers neuer Roman „Eine brillante Masche. Die fast wahre Geschichte eines Lügners“.
„Ein Gentleman-Gauner mit Charme und Witz“, so sieht der Herner Autor seinen Helden. „Er galt der Presse als einer der größte Hochstapler der Nachkriegszeit“, weiß Zweyer. Die Presseberichte über den Prozess sind der wahre Kern seines 14. Romans, der zwar wieder bei Grafit, aber diesmal nicht in der Krimi-Reihe erschienen ist - auch wenn Bos’ kriminelle Karriere bemerkenswert ist.
Verschiedene Zeitebenen
Im Roman schneidet Jan Zweyer zwei Zeitebenen gegeneinander. Die Zeit des Prozesses, im Oktober 1950 vor dem Landgericht Arnsberg, und die Rückblenden in die Vergangenheit des Angeklagten, durch die sich seit seiner Jugend Lügengeschichten und Betrügereien ziehen, beginnend 1929, als er 17-jährig der Tänzerin Chantal vorgaukelt, reicher Sohn eines Großschlachterei-Besitzers zu sein. In Wirklichkeit war Bos Metzger, tauschte aber seine wahre Identität gerne gegen schillerndere ein.
Angeklagt war er am Ende wegen 45 Straftaten. Eine davon: Er schwatzte Frauen von inhaftierten Nazi-Funktionären Schmuck ab, um damit angeblich den Ehemann aus dem Lager zu befreien. Oder er schickte einen Komplizen mit Schmuck in ein Juweliergeschäft, wo er ihn dann als vermeintlicher Kripobeamter enttarnte und alles beschlagnahmte. Zwar nahm man ihn öfter fest, doch kam er immer wieder frei, häufig durch Bestechung. Zweyer lässt einmal mehr die Kriegs- und Nachkriegszeit wie einen knarzenden Schwarz-Weiß-Film vor dem Leser ablaufen, inklusive damals üblicher Modewörter von „Moneten“ bis „Kaschemme“. Einige Herner Schauplätze wie das Café Central spielen auch eine Rolle. Gewisse Sympathien für Bos mag der Autor nicht ganz leugnen: „Natürlich war er ein Gauner, aber er hat auch Kleider an Bedürftige verschenkt.“
Wer an der Entstehungsgeschichte interessiert ist, erfährt im Nachwort vom Autor noch mehr. Dass Bos kaum Spuren hinterlassen hat, etwa. Die Prozessakten sind vernichtet, vermutet Zweyer. „Grundlage für mein Faktengerüst sind die Berichte der Gerichtsreporter“, sagt er. Aus ihnen hat er Überschriften und Zitate zum Teil wörtlich übernommen. „Die Dialoge und Gedanken sind natürlich erfunden.“
Zur Premierenlesung von „Eine brillante Masche“ lädt Jan Zweyer Sonntag, 19. Oktober, 11 Uhr in die Weinhandlung der Sonnenblume Naturata, Dortmunder Straße 10, Recklinghausen, ein. Musik: Heinz Marcuse.
Für 17 Euro Eintritt gibt es zur Lesung Kanapees, Gemüseküchlein, Schinkenröllchen und mehr, dazu Prosecco, Wein und Säfte.
Vorverkauf 02361/17002 oder 02361/13927.