Herne. . Volker Lohmann ist seit einigen Monaten Geschäftsführer der Sita Remediation GmbH. Im Samstagsinterview der WAZ erläutert er, warum kein Atommüll nach Herne kommt und warum das Unternehmen eine Erweiterung der Kapazität beantragen wird.
Beinahe unbemerkt von der Öffentlichkeit hat die Anlage zur Altlastensanierung der Sita Remediation GmbH in den zurückliegenden Jahren ihre Arbeit verrichtet, doch seit an der Südstraße PCB-haltiger Bauschutt vom Abriss der Kernkraftwerks Würgassen behandelt wurde, wird beinahe jede Schritt der Anlage von den Kritikern beobachtet. Seit einigen Monaten ist Volker Lohmann Geschäftsführer der Sita. Im Gespräch mit WAZ-Redakteur Tobias Bolsmann spricht er über die Entwicklung der Anlage.
Sie kommen nicht aus der Entsorgungsbranche. Wussten Sie, was auf Sie zukommt?
Lohmann: Ja, ich wusste schon, was auf mich zukommt, wenn Sie die Diskussion um den Müll aus Würgassen meinen.
Genau darum geht es. Wird denn weiteres Material aus Würgassen kommen?
Tatsächlich wird noch mehr kommen in den nächsten Monaten. Aber es handelt sich wieder um Bauschutt von abgerissenen Nebengebäuden. Das gesamte Material ist mit PCB belastet und ist „freigemessen“ worden. Es kommt also kein Atommüll nach Herne. Wir können und dürfen keinen „Atommüll“ behandeln
Kritiker haben sich in der Vergangenheit am Begriff „freigemessen“ gestoßen. Als ob die radioaktive Belastung künstlich heruntergerechnet worden sei.
Der Begriff ist zugegeben missverständlich. Er bedeutet, dass das Material aufgrund von objektiven Messwerten aus der atomrechtlichen Überwachung entlassen wird. Um es klar zu sagen: Die Belastung ist zu vernachlässigen. Wir haben vor einiger Zeit einen Informationsabend für die Nachbarn veranstaltet, der nach unserer Auffassung positiv aufgenommen worden ist. Ich kann in meiner bisherigen Zeit nicht über unfaire Kritik klagen. Wir sind immer gesprächsbereit. Aber wir wünschen uns auch, dass Diskussionen sachlich geführt werden.
Dennoch scheint es bei Anwohnern ein unterschwelliges Unbehagen zu geben...
Das ist unbegründet. Die Stoffe, die wir behandeln, kommen als gefährliche Abfälle bei uns an und verlassen als ungefährliche Abfälle die Anlage. Es gab noch nie einen Störfall, wir haben eine hochwertige Abgasreinigung, und unsere Werte werden rund um die Uhr von der Bezirksregierung Arnsberg fernüberwacht.
Ein wachsender Markt?
Ein schmaler, aber stabiler Markt. In diesem Jahr werden wir eine gute Auslastung haben. Zurzeit bereiten wir einen neuen Genehmigungsantrag für die Bezirksregierung vor. Einerseits, weil die Betriebserlaubnis immer auf dem technisch aktuellen Stand sein muss. Andererseits werden wir auch eine Kapazitätserhöhung beantragen, weil wir mit den bislang genehmigten Mengen an Grenzen stoßen. Dazu wird es auch einen Öffentlichkeitstermin geben.
Warum stoßen Sie mit der Anlage an Grenzen?
Unser Know-how hat in Deutschland nur noch eine Anlage bei Leipzig. Wir beseitigen die Umweltsünden der Vergangenheit, wir behandeln zum Beispiel verseuchte Böden von ehemaligen Kokereien. Allerdings entwickeln wir auch ein weiteres Standbein. So bieten wir die Behandlung von belasteten Gewässern an. Das geschieht dann allerdings nicht in Herne, sondern am jeweiligen Einsatzort.