Herne. . Bei der Ausschreibung für die Fläche Jürgens Hof/Langforthstraße liegt der Stadt nur ein Angebot vor – und das ist nach dem Altlastenfund deutlich unter den ursprünglichen Preiserwartungen. Das Areal soll nun nicht „aus einer Hand“, sondern abschnittsweise entwickelt werden.

Das Projekt Jürgens Hof ist gescheitert. Das hatte Grünen-Fraktions-Chefin Dorothea Schulte im Mai nach dem Altlastenfund auf dem Horsthauser Areal gegenüber der WAZ erklärt. Am Dienstagabend bestätigte Kämmerer Hans Werner Klee im Hauptausschuss auf Anfrage von Rot-Schwarz die Einschätzung Schultes - wenn auch mit etwas anderen Worten. Die städtische Fläche soll nun abschnittsweise entwickelt und bebaut werden.

Wie berichtet, sollte auf der Fläche des Sportplatzes Jürgens Hof und der ehemaligen Grundschule Langforthstraße ein neues Quartier entstehen - mit Ein- und Mehrfamilienhäusern, Wohnformen für Senioren, sozialen Dienstleistern und Nahversorgung. Ein Investor sollte die Fläche erwerben und das Projekt „aus einer Hand“ nach einem städtebaulichen Konzept entwickeln, so der für Herne neue Ansatz.

Klage gegen Grüne noch im Raum

In dem Exposé der Stadt für potenzielle Investoren war von der Altlastenproblematik auf dem Sportplatz jedoch nicht die Rede, obwohl das Grundstück als Verdachtsfläche im Altlastenkataster der Stadt steht. Erst auf Bitten von potenziellen Investoren ließ die Stadt Bodenproben nehmen. Gefunden wurden unter anderem polyzyklische Kohlenwasserstoffe (PAK), die weit über dem Grenzwert liegen. Eine Gefahr für die Bevölkerung habe aber zu keinem Zeitpunkt bestanden, betonte die Verwaltung.

Die Folge des Altlastenfundes: In dem Verfahren hat letztlich nur ein Bieter ein belastbares Angebot abgegeben, berichtete der Kämmerer im Ausschuss. Dieses Angebot liege aufgrund eines „Sicherheitsaufschlages“ für die Altlasten aber deutlich unter den Preiserwartungen der Stadt für das 15 000-Quadratmeter-Grundstück. Die Stadt hatte 120 Euro pro Quadratmeter aufgerufen, der Investor hatte nach WAZ-Informationen aber nur 500 000 Euro statt der erhofften 1,8 Millionen Euro geboten.

Die Stadt werde nun wohl weitere Altlastenuntersuchungen anstellen und anschließend abschnittsweise in die Vermarktung gehen, kündigte Klee an. Der Reinfall reißt ein großes Loch in den Haushalt - was umso schmerzhafter für die Stadt ist, weil durch den Erlös beim Grundstückverkauf das neue Fußballzentrum in Horsthausen finanziert werden sollte. Auf Nachfrage von CDU-Fraktions-Chef Markus Schlüter deutete der Kämmerer an, dass es solche Koppelungen künftig nicht mehr geben werde.

Offen ist nach wie vor, ob die Stadt – wie von OB Horst Schiereck im Mai angedroht – rechtliche Schritt gegen Grünen-Ratsfrau Dorothea Schulte einlegen wird. Wie berichtet, wirft die Verwaltung der Politikerin vor, die Höhe eines Angebots für das Grundstück öffentlich gemacht und damit gegen die Verschwiegenheitspflicht verstoßen zu haben. Die Prüfung, ob der Stadt dadurch ein Schaden entstanden sei, sei noch nicht abgeschlossen, so Stadtsprecher Hüsken zur WAZ.

Schulte sieht sich bestätigt

Sie empfinde keine Genugtuung, dass es bei dem Projekt in Horsthausen genauso gekommen sei, wie sie es prophezeit habe, sagt Dorothea Schulte (Grüne) im Gespräch mit der WAZ.

„Dass die Stadt hier so dilettantisch vorgegangen ist, ist schade für die Entwicklung der Fläche“, erklärt die Vorsitzende der Grünen-Ratsfraktion. Der von Verwaltung und Teilen der SPD hergestellte Zeitdruck sei unnötig und allein der Kommunalwahl geschuldet gewesen.

Auch die Finanzierung des Fußballzentrums Horsthausen sei mit der „heißen Nadel“ gestrickt worden.