Herne. . Wanne-Süd liegt zwischen den Polen Wanne und Eickel. Die Zeiten der großen Arbeitgeber sind längst vorbei. Der Sportpark ist die grüne Lunge des Ortsteils.
Wanne-Süd - das ist ein Ortsteil, der irgendwie schwer zu fassen ist. Das hat mehrere Gründe: So liegt er zwischen den beiden Polen Wanne und Eickel.
Dies hatte in der Vergangenheit zur Folge, dass Wanne-Süd vergleichsweise geschichtslos ist, mal abgesehen von Haus Dorneburg, das erstmals 1243 erwähnt wird. Eine echte Entwicklung setzt erst im späten 19. Jahrhundert ein. Zu spüren und zu sehen ist dies noch heute. Wanne-Süd fehlt ein gewachsener Ortskern.
Bevölkerungsstruktur
So schwer der Ortsteil zu fassen ist, so unauffällig erscheint er auch bei den meisten statistischen Daten: Ob Altersstruktur oder Ausländeranteil - Wanne-Süd liegt im Vergleich mit anderen Ortsteilen immer irgendwo im Mittelfeld. Spitzenreiter ist Wanne-Süd allerdings bei den Zu- und den Fortzügen. Vergleicht man beides - ebenso wie die Geburten und die Sterbefälle - ergibt sich das Bild eines schrumpfenden Ortsteils.
Arbeit
Betrachtet man das Thema Arbeit, so liegen die sprichwörtlich „großen“ Zeiten in der Vergangenheit.
Beispiel Heitkamp: Bis 1892 reicht die Historie zurück. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Heitkamp mit seinen Bauaktivitäten im ganzen Ruhrgebiet und darüber hinaus bekannt: Bahnhof Herne, Chemische Werk Hüls in Marl, Zeche Shamrock und Unser Fritz. Gerade im Kraftwerks- und Bergbaubereich machte sich Heitkamp nach Ende des 2. Weltkriegs weltweit einen Namen. 1981 beschäftigte Heitkamp rund 8500 Mitarbeiter und wies einen Umsatz von 1,1 Milliarden DM aus. 30 Jahre später ging die Heitkamp Bau-Holding in die Insolvenz, einige gesunde Firmentöchter führen den Namen noch weiter.
Die Konzernzentrale an der Langekampstraße ist stummer Zeuge vergangener Größe, noch ist dort das Jobcenter angesiedelt.
Allerdings hat auch die Zechbau GmbH dort einen Standort. Und Eiffage Rail, ein Spezialist für Schienenbau, verlegt seinen Sitz von Bochum nach Wanne-Süd.
Beispiel General Blumenthal 11/Shamrock: Ja, auch Wanne-Süd hat seine Bergbau-Vergangenheit. Bis 1967 wurde auf Shamrock 3/4 Kohle gefördert, später wurde der Standort unter Tage mit General Blumenthal verbunden. Seit etwa 2009 macht die Vergangenheit Platz für die Zukunft. Die Anlagen sind zum größten Teil abgerissen, das Gelände wird für die Ansiedlung von Gewerbe aufbereitet. Blumenthal ist die größte vermarktbare Brache in Herne.
Weitere nennenswerte Arbeitgeber sind die Traditionsbrennerei Eicker & Callen, die in diesem Jahr 125-jähriges Bestehen feiert, die Elisabethgruppe, die ihre Verwaltung ins ehemalige Rheumazentrum an der Landgrafenstraße verlegen wird (die WAZ berichtete), das Amtsgericht oder das Finanzamt für Konzernprüfungen.
Wohnen
Als Wohnquartier weist Wanne-Süd Gegensätze auf, wie sie größer kaum sein könnten. So kann man rund um die Dürerstraße nachvollziehen, warum Wanne-Eickel mal die am dichtesten besiedelte Stadt in Deutschland war. Enge Straßen, hohe Bebauung - die Sonne hat es schwer, ihren Weg zu finden. Teilweise kann der Zustand der Dürerstraße als desaströs bezeichnet werden. Das Gegenteil dazu ist die Gartenstadt. Die Gartenstadtbewegung war eine Reaktion auf die englischen Großstadtslums im 19. Jahrhundert. Die Idee der Gartenstädte waren durchgrünte Kleinhaussiedlungen. Jene in Wanne-Süd entstand in den Jahren 1914, 1921 und 1926, Bauherren waren der Gemeinnützige Bauverein Wanne und die Bergmannssiedlung Gelsenkirchen.
Sport & Freizeit
Wanne-Eickel (ohne Herne) zählt zu den am dichtesten besiedelten Städten in Deutschland. Ihre grüne Lunge ist der Sportpark, der sich zwischen Hauptstraße, Heisterkamp und der Straße „Im Sportpark“ erstreckt. Neben den weitläufigen Grünanlagen stehen Besuchern eine ganze Reihe von Betätigungsmöglichkeiten zur Verfügung:
Ein Klassiker ist die Minigolfanlage, die 1959 eröffnet wurde und bereits ein Jahr zuvor zur Gründung des Minigolf Clubs Wanne-Eickel (MGC) führte. Darüber hinaus gibt es eine zweite Bahnengolfanlage. Neben einem Tennisplatz (und vier Kleinfeldern) gibt es seit 2012 den sogenannten Fun Park. In seinem Angebot: Fußball, Handball, Volleyball, Klettern, Boccia oder Boule - alles kostenlos. Der MGC übernimmt die Reservierung. All dies entstand auf einer ehemaligen Rollkunstlauffläche. Auf der gegenüber liegenden Straßenseite können Denker eine Partie Freiluftschach spielen.
Die bekanntesten Anlagen sind jedoch die Mondpalast-Arena und die Sporthalle. Beide Sportstätten haben in der Vergangenheit glorreiche Spiele gesehen (mit den Fußballern und den Handballern des DSC Wanne-Eickel), inzwischen ist es ruhiger. Mit seiner Tartanbahn ist das Stadion auch Fixpunkt für Leichtathleten.
Wenn der Sportpark die große grüne Lunge ist, dann ist der Dorneburger Park die kleine. Spaziergänger haben stets die Kolonie der Kanadagänse im Blick, ebenso wie den kleinen Teich. Der Hügel dient bei Schnee Kindern als Abfahrt. Und im Dorneburger Park kann man Sternstunden erleben, denn dort hat die Volkssternwarte ihren Sitz. Die Astronomische Arbeitsgemeinschaft bietet regelmäßig Vorträge an, jeden Montag werden ab 18 Uhr öffentliche Beobachtungsabende angeboten.