Herne. . Ein ungezwungenes Jazzkonzert gab der Wanne-Eickeler Musiker Eckard Koltermann in der Reihe „Ambitionierte Konzerte“. Zuerst spielte er im Trio mit Gitarrist Christian Hammer und Cellist Ludger Schmidt, dann mit einem alten Musikerkollegen, dem Klarinettisten Theo Jörgensmann.
Besonders das Duo mit Jörgensmann machte Eindruck. Das hatte seine Gründe: „Wir spielen jetzt das erste Mal seit 16 Jahren wieder im Duo zusammen“, sagte Bassklarinettist Koltermann und schwelgte gleich in alten Zeiten. „Wir haben damals einige hundert Konzerte u.a. in Krakau, Budapest oder Nürnberg gespielt. Dann ist jeder seine eigenen Wege gegangen.“
Gemeinsame Improvisation
Die gewisse Sonorität aus hellem und dunklem Klarinettenklang hatte ihren ganz besonderen Reiz, die gemeinsame Erfahrung der Musiker war ihrem Spiel anzumerken.
Viele Kompositionen des Duos wirkten mit ihrer besonderen kontrapunktischen Melodieführung besonders reizvoll, in dem expressiveren Stück „Verästelungen“ übernahm Koltermann in der Improvisation eine Art Walking Bass, während die Klarinette in der Improvisation den Ausdruck intensivierte - und doch waren hier gleichberechtigte Duo-Partner erkennbar.
Die Stilistik der „imaginierten Folklore“ war einigen Koltermann-Titeln anzuhören. Im Trio etwa schwang das Stück „Die Insel“ im Sechs-Achtel, wobei sich die Stimmen in der Improvisation dicht ineinanderschlangen. Im Duo mit Jörgensmann waren folkloristische, häufig rhythmisch markante Motive der Ausgangspunkt für avanciertere und expressivere Spielweisen, die in gemeinsamer Improvisation gipfelten.
Jörgensmanns große farbliche Bandbreite von butterweichem Klang („Garten“) bis zu oszillierendem Multiphonics-Spiel war ein Genuss. In dieser kammermusikalischen Besetzung wirkte die musikalische Sprache besonders konzentriert.
Eine Überraschung komplettierte den Abend. Jörgensmann hatte einen weiteren Klarinettisten von einer Tournee in Polen mitgebracht: den New Yorker Michael Marcus. Koltermann hatte auch hier eine Anekdote parat: „Als ich ihm Vorschlug, eine Hommage an den Klarinettisten John Carter zu spielen, war er begeistert. Er spielt mit dem Mundstück von Carters Klarinette.“ Im Trio wechselten sich choralartige Sätze mit freien Improvisationen ab, die harmonisch frei schwebten, als wäre jeder Phrase mit einem Fragezeichen versehen. Stehende Ovationen für Koltermann und Jörgensmann!