Herne. . Ludwig Steil bot den Nazionalsozialisten die Stirn: Der Pfarrer aus Herne-Holsterhausen warnte vor der Gleichschaltung der Kirche und predigte gegen die systematische Vernichtung des „unwerten Lebens“. Er starb 1945 im Konzentrationslager Dachau.

Ludwig Steil, der Pfarrer, ist untrennbar mit Holsterhausen verbunden. Als junger Mann kam der gebürtige Lüttringhausener in die Gemeinde Holsterhausen, engagierte sich als Seelsorger, kritisierte die Nazis und starb mit 44 Jahren im Konzentrationslager Dachau.

Es war die von den Nationalsozialisten beschlossene Auflösung der Synoden, die Steil auf den Plan rief. 1929 trat er seine Pfarrstelle in der evangelischen Kirchengemeinde Holsterhausen an und wandte sich ab 1932 in seinen Predigten gegen die Versuche der Nazis zur Auflösung der synodalen Struktur und deren Umwandlung in einen „deutsch-christlichen“ von den politischen Machthabern bestimmten Apparat, schreibt Manfred Hildebrandt, ehemaliger Leiter des Stadtarchivs, in seinem Buch „Herne von Ackernstraße bis Zur-Nieder-Straße. Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen“. Steil nahm dabei offenbar kein Blatt vor den Mund: „Er warnte vor einer verlorenen Einheit und falscher Gleichschaltung und forderte die Christen auf zur Besinnung auf die unverfälschte Botschaft der Bibel und die allgemeine Herrschaft Gottes“, schreibt der ehemalige Stadtarchivar in dem 1997 erschienenen Werk.

Von der Gestapo verhaftet

Damit nicht genug. Steils Predigten gegen die systematische Vernichtung des von den Nazis so bezeichneten „unwerten Lebens“ und gegen die Vernichtung der Juden führten ihn in den Tod: Im Anschluss an einen Vortrag zum Thema „Schweigt Gott im Krieg“ in der Herner Hauptkirche wurde er am 11. September 1944 von der Gestapo verhaftet und ins Gestapo-Gefängnis in Dortmund eingeliefert. Nach der Beschädigung dieses Gefängnisses durch Bomben begann für Steil eine Odyssee des Schreckens: Mit anderen Gefangenen wurde der Pfarrer im Oktober 1944 zuerst ins Polizeigefängnis nach Herne verlegt, dann unter anderem nach Bochum, Bielefeld, Hannover, Halle und Leipzig. Im Dezember 1944 schließlich landete er im KZ Dachau. Dort starb der Seelsorger am 17. Januar 1945 in einer Krankenbaracke an mangelhafter Ernährung und nicht ausreichender ärztlicher Versorgung an Typhus und Lungenentzündung, heißt es bei Hildebrandt weiter.

Straßen und Einrichtungen nach ihm benannt

Nach Steil wurden vielerorts Straßen und Einrichtungen benannt, auch in Herne. So wurde 1954 ein Gedenkstein auf dem Holsterhauser Kommunalfriedhof enthüllt und 1955 die Ludwig-Steil-Schule in Holsterhausen (heute Dependance der Erich-Fried-Gesamtschule) gegründet. 1960 wurde die Ludwig-Steil-Gedächtnisbücherei mit der Stephanus-Kirche eingeweiht. Außerdem gibt es in Holsterhausen eine Ludwig-Steil-Straße sowie an der Hirtenstraße 5-7 das Ludwig-Steil-Haus, ein Pflegeheim des Johanneswerks, sowie das Ev. Gemeindehaus Ludwig-Steil an der Schulstraße.