Ein 34-jähriger Mann aus Herne wird wahrscheinlich dem Gefängnis entgehen, nachdem er zwei Raubüberfälle verübt hat. Stattdessen soll er in die Psychiatrie eingewiesen werden.

Sechs Monate nach zwei Raub-Überfällen hat am Mittwoch der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter begonnen. Um eine klassische Bestrafung geht es dabei aber nicht.

Es war der 20. März, als der 34-jährige Herner die Spielhalle an der Bielefelder Straße betrat. Erst ging er ein paar Mal rein und raus, lief dann direkt auf die einzige Angestellte zu. „Überfall! Mach die Kasse auf! Sonst erschlage ich dich!“ Das sollen die Worte gewesen sein, die er der verängstigten Frau zugeraunt haben soll. Außerdem rüttelte er gewaltsam an einem Kühlschrank.

„Ich bin ganz in die Ecke gegangen“, erinnerte sich die Spielhallen-Mitarbeiterin im Zeugenstand vor der Ersten Strafkammer des Bochumer Landgerichts. „Ich konnte mich gar nicht mehr bewegen. Er wurde immer aggressiver.“ Irgendwann habe der Krimelle dann nach den Scheinen in der Spielhallen-Kasse gegriffen. An eine Maskierung hatte der 34-Jährige gar nicht gedacht. Auch die Tatsache, dass ihn sein Opfer aufgrund früherer Besuche in der Spielhalle schon kannte, hat ihn in diesem Moment offenbar nicht interessiert.

Täter war „fremdbestimmt“

Überfall Nummer zwei fand gleich am nächsten Morgen statt. Es war kurz vor acht Uhr, als der Herner in die SB-Tankstelle an der Dorneburger Straße lief. Hier hatte er zunächst sogar noch selbst versucht, ein Päckchen Zigaretten einzuscannen, um die Kasse zu öffnen. Als das misslang, drohte er der Kassiererin, ihr eine Flasche über den Kopf zu schlagen, wenn sie ihm nicht helfe. Die Beute aus beiden Überfällen soll sich auf rund 600 Euro belaufen haben.

Hintergrund der Taten ist eine schwere psychische Erkrankung. Die Staatsanwaltschaft geht deshalb schon jetzt davon aus, dass der Herner „fremdbestimmt“ gehandelt hat und schuldunfähig war. Im Prozess wird deshalb nur geprüft, ob der 34-Jährige auf unbestimmte Zeit in die geschlossene Psychiatrie muss.