Am Dienstag öffnete der Einkaufstempel mit mehr als 40.000 Quadratmetern Ladenfläche in Recklinghausen seine Pforten. Angst, dass die Kunden abwandern hat die Herner Kaufmannschaft aber nicht. Sie setzt auf ein Einkaufserlebnis ohne Schieben und Drängeln.
Über Jahre zogen sich Planung und Bau hin. Gelsenkirchen sah schon alle Felle davonschwimmen und kämpfte für eine Verringerung der Ladenfläche. Seit Dienstag ist das „Palais Vest“ in der Innenstadt von Recklinghausen nun eröffnet. 120 Shops auf mehr als 41 000 Quadratmetern Verkaufsfläche warten auf die Kunden.
Und die, das befürchtet zumindest die FDP in Herne, könnten in Scharen über den Kanal pilgern. Mit dem Palais Vest drohe der Herner Innenstadt der „nächste Tiefschlag“, heißt es in einer Mitteilung der Liberalen. In der kommenden Ratssitzung am 21. Oktober soll die Einführung eines Arbeitskreises angestoßen werden, der die Herner Innenstadt neu beleben soll.
Die großen Ängste der Liberalen will die Kaufmannschaft aber nicht ganz teilen. „Wir leben in einer Region, in der sich die Einkaufslandschaft ohnehin ständig verändert. Natürlich ist das Center in Recklinghausen eine besondere Größenordnung“, sagt Elisabeth Röttsches, Vorsitzende des Einzelhandelsverbandes in Herne. Das habe man aber mit dem Centro in Oberhausen und dem Limbecker Platz in Essen auch schon erlebt. Es gebe aber immer mehr Menschen, die den Einkauf vor Ort wieder zu schätzen wissen und nicht in übervolle große Einkaufstempel fahren wollen.
„Es darf aber keinen Stillstand geben. Kundeninteressen ändern sich und darauf müssen wir in Herne eingehen. Wir müssen versuchen, unsere Stärken nach vorne zu bringen“, so Röttsches. Ein wichtiger Schritt für eine lebendige Einkaufsmeile in Herne sei, tragfähige Konzepte für eine attraktive und dauerhafte Nutzung der alten Hertie-Filiale an der Bahnhofstraße zu schaffen.
Auch die Kaufmannschaft in Wanne blickt gelassen in die Nachbarstadt. „Klar ist, dass kurzfristig Kaufkraft fehlen wird. Viele Menschen werden mal dorthin fahren, um sich das Center anzusehen“, sagt Jens Rohlfing, Sprecher der Werbegemeinschaft Wanne-Mitte. Deutlich größere Sorgen als um den Einzelhandel in Herne mache er sich aber um „die Kollegen in Recklinghausen, die keinen Laden in dem Center eröffnen. Die umgebende Innenstadt wird es hart treffen.“