Herne. . Die Geschichte der Wanne-Eickeler Ballettschule ist seit fünf Jahrzehnten mit ihrer Gründerin Beatrix Zschech (66) verbunden. Als Kinderstar mit Bühnenerfahrung begann sie 1964 zu unterrichten. Mehrere Generationen von Kindern sind mit ihr live und im Studio aufgetreten. Am Sonntag wird mit einer Matinee im Kuz gefeiert.
Beatrix Gadzalla war 16 Jahre alt, als sie ihre ersten zwölf Ballettschülerinnen in Eickel im Haus der Arbeiterwohlfahrt unterrichtete. Dass sie „mit Singen und Tanzen Kinder beschäftigen“ konnte, hatte Trixi gerade in der Ferienfreizeit im Kloster Maulbronn erfahren, in die ihre Mutter Waltraud, damals Betreuerin der AWo-Freizeit, sie mitgenommen hatte. „Wir machen das weiter“, beschloss Beatrix. Die Trixis waren geboren.
Das war im Jahr 1964. Beatrix Gadzalla, die heute Zschech heißt, stand damals selbst auf der Bühne. Ihre Kinderstar-Karriere verdankte sie einer Kinderlähmung. Mit vier Jahren war sie Opfer der auch in Herne grassierenden Krankheit geworden. Zwei Jahre saß sie im Rollstuhl, bevor sie als Therapie Ballettstunden bekam, „im Hinterzimmer einer Herner Gaststätte“. Sie machte sich gut, wechselte ins Kinderballett in Wanne, Gesangstunden und Klavierunterricht schlossen sich an, Vereine und Kirchen engagierten sie. „Wenn Sie so eine Biografie und ein bisschen Talent haben, werden Sie herumgereicht.“ Trixi wirkte in Filmen mit, nahm mit Stars wie Eddie Constantine Platten auf: „Der Vagabund und das Kind“ war die bekannteste. Da war sie acht.
Trixis in der Welt der Shows
Mit zwölf Jahren bekam die Realschülerin ein Freistipendium für Tanzunterricht an der Folkwangschule, vier Jahre später meldete sie ihre Ballettschule an, die sie lange nebenberuflich führte. „16 Uhr Feierabend bei der Ruhrkohle in Essen, 17 Uhr Ballett“ - so sah 25 Jahre lang der Alltag der kaufmännischen Angestellten aus. Die Kehrseite war die Welt der Shows, die Beatrix Zschech mit ihren stets nachwachsenden Trixis entdeckt hatte. „Immer wieder sonntags“, „Lustige Musikanten“ oder „Hallo Heino“ heißen TV-Sendungen, in denen die Trixis heute noch auftreten. Highlights für die Kinder, denn mit der TV-Aufzeichnung ist zumeist ein Aufenthalt im Europapark Rust verbunden. Die Trixis sind durchs In- und Ausland getourt, haben mit Künstlern wie Paola, Costa Cordalis, Heino, Mary Roos, Patrick Lindner, Vico Torriani u.a. gesungen, sie sind Muhammad Ali begegnet und Willy Brandt. Live-Auftritte am Musiktheater in Gelsenkirchen, wo Beatrix Zschech wohnt, und Herne haben ihren festen Platz im Kalender.
Gut 80 Kinder sind Beatrix Zschech geblieben, sie wechseln schneller als früher. „Ehe sie einem Kind etwas beibringen, ist es schon wieder weg“, sagt sie. Gleichzeitig wachse der Anspruch: „Sie müssen perfekt sein. Man sagt nicht: Das sind ja Kinder.“ Bühnenkarrieren entstehen nur in seltenen Fällen. „Das soll eine Freizeitbeschäftigung sein, die Freude macht“, sagt Beatrix Zschech. Selbst wenn Talent da sei: ein bis zwei Stunden Training reichten nicht, um es auszubauen.
Was die Ballettpädagogin betrübt: Seit sie 2005 vom angestammten Saalbau, heute Mondpalast, auf das wesentlich größere Kulturzentrum ausweichen musste, hat sie Schwierigkeiten, den Saal zu füllen und damit die Preise moderat zu halten. Mit dem Tod ihrer Mutter, die sich um die Kostüme kümmerte und ihres Onkels, des Bühnenbildners Bert Fengler, verlor sie zudem zwei wichtige Stützen ihrer Arbeit. Trotzdem geht es weiter. „Die Kostüme nähen wir mit den Schülerinnen und das Bühnenbild wird auf eine Leinwand projiziert.“
Geburtstagsgala im Kulturzentrum
Wer Geburtstag hat, lädt alte Freunde ein, und so dürfen sich Beatrix Zschech und ihre Trixis auf einige Wegbegleiter freuen, wenn sie am Sonntag, 14. September, ihre große Geburtstagsgala im Kulturzentrum feiern. Zur Matinee um 11 Uhr hat sich zum Beispiel Entertainer Peter Grimberg angesagt, der einst bei Beatrix Zschech begann. Auf großen Musicalbühnen präsent ist die ehemalige Trixi Jenny Schlensker, sie reist aus den Niederlanden an. Mit Michael Kern standen die Trixis vor der Kamera.
Mit „Hausmeister Klopotek“ verbindet Beatrix Zschech eine gemeinsame Zeit beim Herner Kabarett „letzter Groschen“, dem auch Schlagersänger Jürgen Marcus in den 60er Jahren angehörte. Auch der Wanne-Eickeler Sänger Frank Lindner und die RGM Big Band (ehemals Heitkamp Big Band) unter der Leitung von Gerd Dammann hat zugesagt. Laudatorin ist die Herner Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering.
Auch der Kinderchor der Gelsenkirchener Musikschule singt mit den Trixis, die sich an diesem Morgen von vielen Seiten präsentieren.
Tickets für 20/10 Euro gibt es beim Reisebüro Graf im CityCenter und an der Hauptstraße sowie an der Tageskasse.