Herne. . Der Ausbau der Energiegewinnung aus Wind- und Sonnenkraft eröffnet der RAG-Konzerntochter RAG Mining Solutions (RAGMS) ein neues Geschäftsfeld: Das Unternehmen mit Sitz in Herne will sein Wissen nutzen, um gebrauchte Kraftwerke und Kraftwerkskomponenten zu vermitteln und zu vermarkten.

Es klingt ein wenig kurios: Der weiter voranschreitende Ausbau der Energiegewinnung aus Wind- und Sonnenkraft eröffnet der RAG-Konzerntochter RAG Mining Solutions (RAGMS) ein neues Geschäftsfeld: Das Unternehmen mit Sitz in Herne will sein Wissen nutzen, um gebrauchte Kraftwerke und Kraftwerkskomponenten zu vermitteln und zu vermarkten.

Für diese Entscheidung gab es nach den Worten von RAGMS-Geschäftsführer Prof. Martin Junker mehrere Impulse. So haben sich in den vergangenen zwei Jahren die Meldungen gehäuft, dass Energieunternehmen ihre Kohle- und Gaskraftwerke stilllegen, weil sie - auf Grund der Einspeisung von Wind- und Sonnenstrom - zu selten laufen und somit rote Zahlen schreiben. Erst vor wenigen Tagen hat der Essener Stromriese RWE angekündigt, mehrere seiner Anlagen vom Netz zu nehmen. „Diese Entwicklung haben wir vor eineinhalb Jahren erkannt und uns überlegt, wie wir uns an dieser Stelle mit unserem Wissen einklinken können“, sagt Junker im Gespräch mit der WAZ-Redaktion.

„Das Unternehmen hat sehr viel Erfahrung im Rückbau und der Wiederaufbereitung von Industriestandorten. Das ist eine Expertise, die in der Energiewirtschaft nicht sehr verbreitet ist“, so Junker. Bei RAG Mining Solutions sei man in der Lage, zu begutachten welche Komponenten eines Kraftwerks vermarktbar seien.

Für Junker bieten sich in erster Linie die Kernkomponenten für eine Vermarktung und Wiederverwendung an. Ganze Anlagen zu demontieren und an anderer Stelle wieder aufzubauen, mache wenig Sinn.

An dieser Stelle mag sich der ein oder andere an die Kokerei Kaiserstuhl in Dortmund erinnern, die von Chinesen komplett abgebaut, verschifft und wiederaufgebaut wurde. Allerdings liegt in diesem Fall die Vermutung nahe, dass die Kokerei in China nur als Modell für Kopien diente.

Gebrauchten Kraftwerkskomponenten ein zweites, neues Leben zu geben, hat laut Junker mehrere Vorteile: So könnten bei den Kosten für Neubauprojekte womöglich Einsparungen von bis zu 30 Prozent erzielt werden - mit dem Ergebnis, dass sich das neue Kraftwerk in der Kalkulation rechnet. Außerdem haben die gebrauchten Komponenten ihre Funktionsfähigkeit quasi schon unter Beweis gestellt und sie sind - ganz banal - bereits vorhanden. Heißt: Eventuelle lange Lieferzeiten können so reduziert werden. Darüber hinaus gebe es noch eine Umweltkomponente. Stillgelegte Kraftwerke, die etwa deutsche Emissionsstandards und Wirkungsgrade aufweisen, können an ihren neuen Einsatzorten alte Werke ablösen und so eine Verbesserung bewirken.

In den vergangenen Monaten hat RAG Mining Solutions viele Kontakte zu Energieunternehmen - auch zu den deutschen - geknüpft, aus den anderen Geschäftsbereichen bestehen bereits viele Kontakte zu potenziellen Kunden. Die Aufgabe - und das Geschäft der Herner - ist es, Verkäufer und Kunden zusammenzubringen. Junker: „Wir haben die Funktion des Maklers.“ Nach seinen Worten laufen in einem ersten Projekt Verhandlungen.