Wanne-Eickel. Nicht viel besser, aber auch nicht viel schlechter als in den vergangenen Jahren – das war ganz normales Crange, sind sich die meisten Schausteller am letzten Kirmes-Tag einig. Nach den zehn Kirmes-Tagen hat die WAZ einige von ihnen nach ihrem persönlichen Fazit gefragt.

Auf der Alpina-Bahn rast ein Wagen auf den Schienen vorbei. Zwei junge Frauen kreischen, als sie in die Tiefe sausen. Über zu wenig Gäste kann sich Angela Bruch nicht beklagen. „Wir hatten einmal am Familientag schlechtes Wetter. Ansonsten ist es super gelaufen“, sagt die Schaustellerin. „Die Cranger Kirmesgänger bleiben noch, wenn die Leute woanders schon längst weg wären.“ Auch verlorene Handys hätten die Laune der Kunden nicht trüben können. „Die Leute kommen auf die Idee, sich bei der Fahrt zu filmen. Durch die Schwerkraft ist das Handy ganz schnell weg. „Aber das ist weniger geworden. Die Leute lernen halt dazu.“

Umsatz-Einbußen beim Kinder-Riesenrad

Vor dem Kinder-Riesenrad Märchenland steht am Sonntagnachmittag eine lange Schlange. Eltern recken sich, um den besten Blick aufs Kind im Karussell zu haben. Trotz der vielen Menschen vor dem Riesenrad, sind nur drei der sechs Kabinen besetzt. „Bei uns war es auf jeden Fall schlechter als im vergangenen Jahr“, sagt Besitzer Patrick Meyer-Lemoine. Am vergangenen Samstag habe er sein Fahrgeschäft sogar frühzeitig geschlossen. Und das, obwohl die Kirmes voll war. „Es waren zu viele Leute da. Da geht keiner mehr auf mein Riesenrad“, sagt der 21-Jährige. Der Umsatz-Verlust sei enorm: Im Vergleich zum vergangenen Jahr habe er gerade einmal die Hälfte des Geldes eingenommen.

Einige Meter weiter schießen Wasserfontänen in die Luft. Geschrei. Dann fährt die Gondel vom Fahrgeschäft Revolution langsam herunter. Eine Hand voll tapferer Kirmes-Gänger steigt mit zitternden Beinen aus. Ralf-Peter Nickel sitzt im Kassenhäuschen und ist zufrieden. „Es war bei uns auf jeden Fall besser, als letztes Mal. Da war es so heiß, dass kaum jemand zur Kirmes gegangen ist.“ Dieses Jahr sei das Wetter und damit auch der Umsatz besser gewesen. Und auch der Wasserschlauch, der nach ein paar Loopings die nicht ganz so schönen Hinterlassenschaften der Gäste wegmacht, sei nur dreimal benutzt worden. Aber das gehöre halt auch zum Geschäft dazu.

Zu warm für Mandeln und Berliner

Einige Stände weiter steht der Chef persönlich in der kleinen Backstube und glasiert die frischen Berliner. Für Rene Dierichs ist jede Cranger Kirmes etwas Besonderes – seit Jahren feiert er seinen Geburtstag dort. „Nach der Arbeit kommen einige Freunde vorbei und wir feiern alle gemeinsam mit einem Bier in der Backstube“, sagt der 37-Jährige. Neben Berlinern gibt’s bei ihm auch Crêpes, gebrannte Mandeln, Waffeln oder Popcorn. Extrem beliebt waren die in diesem Jahr aber nicht. Grund dafür: die Hitze. „Am Anfang der Kirmes lief es bei uns echt schlecht. Das hat sich dann zum Glück wieder gebessert.“ „Insgesamt war’s eine ganz normale Kirmes-Zeit.“

Silvia Weber steht noch allein an ihrem Basketball-Stand. Die 54-Jährige wartet auf Kunden. Innerhalb von 45 Sekunden müssen die den Basketball so oft wie möglich im Korb versenken, um einen Preis zu gewinnen. Auf einer Tafel stehen die Namen der Rekordhalter. Dieses Jahr ganz vorne: Lennart aus Marl. Seit mehr als 20 Jahren kommt Silvia Weber zur Cranger Kirmes. „Heute kommen viele Leute nur noch zum Spazierengehen hierhin.“ Auch das Überangebot an Ständen mache ihr das Leben nicht leichter. „Grundsätzlich ist der Umsatz in diesem Jahr aber ganz in Ordnung!“

Auf dem Grill im Blockhaus brutzeln schon die Würstchen. Wie viele davon an den zehn Tagen über die Theke gegangen sind, kann Rosemarie Kohlwes nicht sagen. Nur eines weiß sie sicher: „Die Kirmes-Tage waren doch recht zufriedenstellend. Da kann ich mich nicht beschweren.“ Dass die Cranger Kirmes auch an Wochentagen voll besucht sei, finde sie erstaunlich. „Das ist wirklich eine ordentliche Veranstaltung“, sagt die 73-Jährige. Für das Blockhaus geht’s schon bald wieder weiter. Auf der Rheder Kirmes im Münsterland hat sie ihren nächsten Einsatz. „Doch mit Crange ist das natürlich nicht zu vergleichen.“