Herne. . Der Landeskonservator macht einen Vorschlag zur Hertie-Ruine in Herne auf der Bahnhofstraße. In Kurzform: Haus abreißen, aber Fassade sichern. Dieses Vorgehen wäre nicht neu. Am Ende könnte der NRW-Bauminister entscheiden.

Der Landeskonservator hat im Ringen um die Hertie-Ruine einen Vorschlag auf den Tisch gelegt: Er hat grundsätzlich sein Einverständnis zum Abriss des Klotzes erklärt - jedoch mit der Bedingung, die Fassade sowie die Konstruktion, die die Fassade stützt, zu erhalten. Das teilte ein Sprecher des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) auf Anfrage der WAZ-Redaktion mit.

Zur Erinnerung: Anfang April hatten sich Vertreter der Stadt, des LWL, des NRW-Bauministeriums und der Bezirksregierung zu einem Ortstermin getroffen. Dabei überzeugte sich der Landeskonservator vom desolaten Zustand des ehemaligen Kaufhauses. Die Vertreter der Stadt Herne machten seinerzeit deutlich, dass gerade der Denkmalschutz potenzielle Investoren abschrecke.

Gleiche Lösung für Kreiskirchenamt

Nun also das Ja zum Abriss, versehen mit einem Aber. „Es gibt nichts Schlimmeres als ein Denkmal, das nicht genutzt wird“, erläuterte ein LWL-Sprecher diesen Ansatz. Um es zu nutzen, müsse man verschiedene Änderungen in Kauf nehmen. Neu ist diese Vorgehensweise nicht: Vorbilder sind unter anderem das Hans-Sachs-Haus in Gelsenkirchen oder das ehemalige Gymnasium am Ostring in Bochum, dessen Fassade gerade in das neue Justizzentrum integriert wird. Der LWL plädiert auch in einem anderen Herner Fall für die „Fassaden-Lösung“: beim ehemaligen Kreiskirchenamt, das auf Grund seines starken Gefälles nicht mehr zu nutzen ist.

Die Herner Sparkasse sanierte in den Jahren 2001/2002 übrigens ihre Geschäftsstelle an der Ecke Bahnhofstraße/Heinrichstraße nach diesem Prinzip: Die – nicht denkmalgeschützte Fassade – blieb stehen, der Rest des Hauses wurde abgerissen und neu aufgebaut.

Der Abriss eines Gebäudes bei gleichzeitigem Erhalt der Fassade verursacht deutlich höhere Kosten. Allerdings sei es möglich, diesen Mehraufwand durch Fördermittel des Landes auszugleichen, teilte Christian Chmel-Menges, Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg, mit.

Es besteht allerdings noch eine ganz andere Möglichkeit: Können sich Stadt und Landeskonservator nicht über eine Lösung einigen, kann das NRW-Bauministerium als oberste Denkmalbehörde angerufen werden, es käme zum sogenannten Ministerentscheid durch Michael Groschek. Auch dies wäre, so eine Ministeriumssprecherin, kein Novum. 2012 genehmigte der damalige NRW-Verkehrsminister Harry Voigtsberger den Abriss des denkmalgeschützten „Tausendfüßlers“, der Autohochstraße in Düsseldorf. Zuvor hatten verschiedene Gruppen für den Erhalt plädiert. Dies ist im Falle des Hertie-Hauses mit Sicherheit nicht der Fall...