Herne. . Die 579. Cranger Kirmes startete mit kleiner Verspätung: Weil Sigmar Gabriel, der Gast in der Bayernfesthalle, zunächst nicht zu finden war, verzögerte sich am Freitagnachmittag der Fassanstich. Dann aber hieß es endlich: Piel op no Crange!

Die gute Nachricht vorweg: Sie wurde gestern eröffnet, die 579. Cranger Kirmes. „Piel op no Crange!“ rief OB Horst Schiereck traditionsgemäß, als in der Bayernfesthalle endlich das Bier floss. „Pünktlich“, wie er ohne mit der Wimper zu zucken auf der Bühne behauptete, startete die „Fünfte Jahreszeit“ in Wanne-Eickel aber nicht. Dafür sorgte Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD), Gast der Eröffnungsfeier: Er tauchte einfach nicht auf.

Und so wurde es erst mal nichts mit dem großen Einmarsch des Bergmannsorchesters traditionell um 14 Uhr in die proppevolle Festhalle. Der OB wartete auf den hohen Besuch erst im Kirmesbüro, dann am Cranger Tor und schließlich vor dem Haupteingang in der sengenden Sonne, bevor er in den Schatten gegenüber wechselte, vor eine Slush-Eis-Maschine der „Eisbude“. Damit die gute Stimmung nicht litt, spielte ihm das Orchester einen flotten Marsch, und drinnen, wo die Besucher langsam unruhig wurden, füllte erst Moderator Helmut Sanftenschneider die Zwangspause mit launigen Worten, dann rief Schaustellerpräsident Albert Ritter die Abordnungen der Schaustellerverbände mit ihren historischen Fahnen schon mal zum Klatschmarsch Richtung Bühne.

Adrenalin pur auf der Cranger Kirmes

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    20 Minuten lang harrte der OB vor der Bayernfesthalle aus, dann erhielt er die Nachricht, dass Gabriel längst drinnen sitzt – mitten im Getümmel, am Biertisch mit Michelle und Franz Müntefering.

    OB routiniert mit dem Schlägel

    Und so wurde doch noch alles gut: Flugs holte das Bergmannsorchester seinen Einmarsch und das Steigerlied nach, der OB erklomm fix die Bühne. „Schmecken Sie’s? Riechen Sie’s? Spüren Sie’s?“, fragte Schiereck über die Lautsprecher. In der Tat, man schmeckte, roch und spürte, in der tropischen Halle und auf dem großen Festplatz: Es ist wieder Kirmes, zehn tolle Tage lang! Dass Gabriel ihn warten ließ, wollte Schiereck in seinen Begrüßungsworten nicht verhehlen: „Es gibt das Gerücht, dass er sich verlaufen hat“, stichelte der OB.

    Gabriel nahm’s mit Humor und besänftigte die Massen erst mal mit ein paar lobenden Worten: „Die Cranger Kirmes ist selbst bei uns bekannt“, bauchpinselte der Niedersachse mit Schreibtisch in Berlin. Auf Crange sei er übrigens wegen Michelle Müntefering, der SPD-Bundestagsabgeordneten, ließ er die Besucher wissen. Die habe ihn eingeladen – weil sie ein gemeinsames Foto mit ihm und Heino wolle. Der Saal johlte. Und weil „Michelle einen Dickkopf“ habe, fügte er an, habe er zugesagt.

    Beim Fassanstich, dem offiziellen Crange-Start, klappte dann – im Gegensatz zu 2013 – alles reibungslos. Schiereck, routiniert am Schlägel, schlug zu, schon floss das kühle Bier in die Gläser. Vorsichtshalber legte er noch zweimal nach.