Herne. . Der Bezahlsender Sky dreht an der Gebührenschraube und verlangt mehr Geld von Wirten, wenn sie Sky-Sendungen in Kneipen übertragen. Viele Wirte kündigen deshalb ihre Verträge und verzichten auf die Übertragung. Der Sender verweist auf die gestiegenen Kosten.

Viele Gastronomen haben die Nase voll von Sky: Gemeinsames Fußballschauen mit Kumpels – alles schön und gut, aber nicht mehr, wenn die Spiele über den Bezahlsender laufen. Zu drastisch war vielen Gastronomen die geforderte Gebühren-Erhöhung in diesem Jahr. „Anfang des Jahres habe ich noch 400 Euro bezahlt, dann waren es knapp 700, und mittlerweile müsste ich 920 Euro plus Mehrwertsteuer zahlen“, sagt Jens Willemsen, Betreiber des Nils in Herne-Mitte. Dort flimmerten zuletzt noch WM-Spiele über eine Großbildleinwand. Die geforderte Summe, stellt der Wirt klar, sei entschieden zu hoch. Deshalb kündigte er vergangene Woche seinen Vertrag – und das nach zwölf Jahren.

Bereits nach der ersten Erhöhung überlegte Willemsen, ob es sich weiterhin lohne, in seiner Gastronomie das Programm Sky laufen zu lassen: „Nicht jeder interessiert sich für Fußball, und mittlerweile werden eine Menge Spiele im freien TV angeboten.“ Darüber hinaus gebe es im Jahr maximal zehn Top-Spiele wie etwa die Revier-Derbys, an denen das Haus rappelvoll sei. „Ansonsten habe ich an normalen Bundesliga-Spieltagen maximal 20 bis 30 Gäste mehr als üblich. Im Schnitt konsumieren die Gäste bei jeden Spiel zwischen sechs und zehn Euro“, so der Wirt. Heißt: „Die zweite Erhöhung war für mich somit nicht mehr tragbar.“

Zwar hängt auch noch an der benachbarten „Gildenschänke“ die schwarz-weiße Reklame mit dem Schriftzug „Sky“. Doch auch hier bleibt der Fernseher aus: „Wir haben letzte Woche gekündigt“, sagt Chefin Beate Brzoska. Eine Erhöhung von 250 auf 600 Euro war sie schlichtweg nicht mehr gewillt zu zahlen.

Produktionskosten steigen

Gekündigt hat auch Tomasz Bernacki vom Cafe Chic. „Einen Preis von 900 Euro kann ich nicht bezahlen. Das ist untragbar für mein Café!“ Am Donnerstagabend läuft eine N24-Dokumentation. Daran werden sich die Gäste wohl gewöhnen müssen. „Es werden sicher weniger Leute kommen, aber was will ich machen...?“ Für ihn sei die drastische Preiserhöhung eine große Katastrophe.

Doch wonach richtet sich die Gebührenhöhe? Zu den Kriterien zählt die Kaufkraft der Region, Größe der Gastronomie, Bevölkerungsdichte und die Sportaffinität einer Region. Letztere sei im Ruhrgebiet beispielsweise höher als in ländlichen Regionen“, sagt Britta Krämer, Sprecherin des Unternehmens Sky. Darüber hinaus betont sie, dass die Senderechte im Einkauf teurer geworden seien und auch die Produktionskosten gestiegen. Und: „Wir bieten viele hochkarätige Sportarten an“, wirbt die Sprecherin. Darüber hinaus übertrage man alle Spiele live. „Als Wirtschaftsunternehmen müssen wir überprüfen: Steht der Kostenaufwand in der richtigen Relation zum Abgabepreis?

Museumscafé schwenkte um

Anfang dieser Woche entschied sich das Museumscafé am Europaplatz in Herne-Mitte noch dazu, den Bezahlsender Sky nicht zu kündigen: „Das kommt für mich nicht in Frage“, sagte Geschäftsführer Benjamin Bartelt.

„Interessant sind vor allem die Champions-League-Spiele, die über Sky laufen“, erklärte er. 2013 habe er bereits eine ordentliche Erhöhung bekommen. Über Zahlen wollte der Gastronom nicht sprechen.

Nur wenige Stunde nach dem Gespräch mit der WAZ änderte er seine Meinung: Auch bei ihm sei nun eine Gebühren-Erhöhung eingetrudelt, sagte er. Ob er sich nun für eine Kündigung des Abonnements entscheidet oder nicht, ließ er allerdings noch offen.