Herne. . Rauf auf den Sattel und los geht’s: Für Samuel Baron ist das selbstverständlich, denn er ist ein echter Fahrradnarr. Kürzlich startete er kurzerhand in Richtung Hamburg: Nach 22 Stunden war er da.

„Ich hatte im Mai von Dienstag bis Sonntag frei und wollte etwas Cooles unternehmen, anstatt auf der faulen Haut zu liegen“, erinnert sich Samuel Baron – in Fachkreisen auch Sam genannt. „Nach der Uni habe ich mein Rad startklar gemacht und bin abends nach Hamburg aufgebrochen“. Die knapp 340 Kilometer lange Strecke ab Herne legte er auf seinem Rennrad zurück – in weniger als einem Tag.

Auf der Suche nach seiner persönlichen „Grenzerfahrung“, mit einem Rucksack voller Müsliriegel und einem Navigationsgerät strampelte der 19-Jährige über Münster und Osnabrück bis nach Hamburg. Durchschnittsgeschwindigkeit: 27 Stundenkilometer. Auf Luxus wie etwa eine Unterkunft verzichtete er und schlug stattdessen lieber nachts um halb zwei in einer Bushaltestelle im Nirgendwo sein Lager auf. Urlaub ist anders: „Es war schweinekalt und die Gepäckrolle hat sich ständig gelöst. Mein Hinterteil hatte wirklich keinen Bock mehr“, erinnert er sich. Heute, knapp zwei Monate nach der großen Tour, kann er darüber lachen.

Wofür fährt sich jemand 22 Stunden lang bei Wind und Wetter den Allerwertesten ab, um ein Ziel zu erreichen, für das man mit dem Auto 20 Stunden weniger brauchen würde? Für die Herausforderung. „Ich wollte einfach mal sehen, was so geht.“ In den Ohren eines Normalsterblichen mag solch ein Vorhaben chancenlos klingen. Sam selbst sieht das nüchtern: „Ist alles Training und Willensstärke. Jeder kann so etwas schaffen, man muss nur anfangen. Der erste und einfachste Schritt ist es, das Fahrrad anstelle des Autos für die täglichen Besorgungen und Termine zu nehmen“, erklärt der Student, der mittlerweile auf einem Eingangrad so schnell ist, dass er Autos in der 50er-Zone abhängt.

Alles ist Training und Willensstärke

Seine Begeisterung für das Fahrradfahren ist vor einigen Jahren aus der Not geboren: „Als Schüler ohne Auto war ich einfach darauf angewiesen, schnell und günstig von A nach B zu kommen.“ Dass es richtig Spaß machen kann und nebenbei noch gut für die Gesundheit ist, habe er erst im Laufe der Zeit entdeckt. Durch Zufall traf er an einer Ampel die Jungs, mit denen er heute als Team bei Rennen antritt. Dass auf seinen Trikots mal der gemeinsame Teamname „GoodTimesRoll“ prangen würde, hätte er damals, vor drei Jahren, nicht gedacht.

Ihr nächstes großes Ding wird der „Red Hook“ in Barcelona Ende August. Als bekanntestes Bahnrennen der Szene gilt es hier für Sam und seine Jungs erst einmal das Rennen zu „überleben“. Denn wer auf der Rennbahn überrundet wird, fliegt sofort raus. Für Barcelona wird mindestens vier Mal pro Woche trainiert – jeweils Strecken von rund 200 Kilometern.