Herne. . Dirk Leutbecher ist Geschäftsführer von Stony Real Estate Capital mit Sitz am Westring. Er lädt am 11. September zur ersten Immobilienkonferenz Ruhr in die Akademie Mont Cenis ein. Leutbecher beklagt, dass die Region von möglichen Investoren nicht genügend beachtet wird.
Am 11. September findet in der Akademie Mont Cenis die erste Immobilienkonferenz Ruhr statt. Bis zu 200 Gäste aus dem ganzen Bundesgebiet werden unter anderem über die Frage diskutieren, warum das Ruhrgebiet - im Gegensatz zu Köln oder Düsseldorf - bei Immobilieninvestoren nur eine untergeordnete Rolle spielt. WAZ-Redakteur Tobias Bolsmann sprach mit Initiator und Organisator Dirk Leutbecher über die Bedeutung dieser Veranstaltung.
Was war der Grund, so eine umfangreiche Veranstaltung auf die Beine zu stellen?
Leutbecher: Es gibt nicht den einen Grund, sondern eine Vielzahl. Ich diskutiere sehr viel mit verschiedenen Protagonisten der Immobilienbranche. Ich war es irgendwann einfach leid, mir immer wieder die gleichen Probleme und Vorurteile anhören zu müssen.
Welche Vorurteile?
Es gibt bei zahlreichen Außenstehenden immer noch die Vorstellung, dass Menschen im Ruhrgebiet mit rußgeschwärzten Gesichtern herumlaufen. Die sind dann ganz verblüfft, wenn ich ihnen die anderen Seiten zeige. Ein schönes Beispiel ist das Schloß Strünkede. Das kennen viele außerhalb von Herne gar nicht.
Das sind die üblichen Vorurteile, aber was sind aus Ihrer Sicht die echten Probleme im Immobilienbereich?
Es gibt einfach keinen einheitlichen Auftritt. Es gibt nicht „DAS Ruhrgebiet“. Für potenzielle Investoren fehlen verlässliche Zahlen und Fakten, und das auch über einen längeren Zeitraum hinweg. In Düsseldorf, um nur ein Beispiel zu nennen, gibt es diese Informationen in Hülle und Fülle, bei uns fehlt so etwas. Es müsste also eine generelle Informationsbasis geschaffen und auch gepflegt werden. Das könnte eine Aufgabe der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr sein.
Zur Person: Dirk Leutbecher
Dirk Leutbecher (47) ist Geschäftsführer und Gründungsgesellschafter der Stony Real Estate Capital GmbH & Co. KG mit Sitz im Innovationszentrum am Westring.
Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann studierte er Wirtschaftswissenschaften. Erste Praxiserfahrung sammelte er bei der Commerzbank, bevor er in den Bereich Immobilienleasing bei der Deutschen Bank wechselte.
Nach mehreren Stationen im In- und Ausland verantwortete er als Geschäftsstellenleiter der Deutschen Immobilien Leasing die Geschäftstätigkeiten in Frankfurt.
Anfang 2010 gründete Dirk Leutbecher Stony Real Estate Capital als unabhängigen Finanzierungs- und Strukturierungspartner für Immobilienprojekte und Immobilientransaktionen.
Das ist ja auch kein Wunder, dass es kein einheitliches Zahlenmaterial gibt. Jede Stadt schaut zuerst auf sich selbst, um eventuell an neue Gewerbesteuern zu kommen.
Das könnte einer der Gründe sein. Die Städte sehen oftmals nur den kurzfristigen Erfolg, möchten vielleicht auch den Status quo erhalten. Andernfalls könnte es so aussehen als wenn sie ihre eigene Autonomie aufgäben. Wichtig ist, das Verständnis zu wecken, dass alle in einem Boot sitzen, ein gemeinsames Team bilden. Die Vermarktungschancen für alle steigen, wenn sich alle Städte bewusst werden, dass sie an einer Stelle vielleicht etwas abgeben müssen, aber an anderer Stelle viel mehr dafür zurück bekommen. Wichtig wäre es eine „Story“ zu entwickeln, mit der man dann den Standort „Ruhrgebiet“ vermarkten kann.
Wie könnte die aussehen, wenn man doch erstmal gegen die alten Vorurteile ankämpfen muss?
Die Tradition des Ruhrgebietes muss nicht verschämt verschwiegen werden. Andererseits ist nur Tradition auch nicht hilfreich. Wichtig ist es zu transportieren, dass das Ruhrgebiet für mehr steht. Ein Mehr an Innovationskraft, ein Mehr an gut ausgebildeten Menschen, ein Mehr an Infrastruktur und ganz nebenbei auch ein riesiger Nachfragemarkt. Um es auf den Immobilienmarkt zu beziehen: Wie viele wissen eigentlich, das die Renditen im Ruhrgebiet zwar niedriger als in anderen Metropolen sind, dafür aber weitaus stabiler und damit risikoärmer? Die „Story“ ist also das Gesamtpaket. Und dazu trägt jede Stadt individuell bei. Nehmen wir uns doch ein Beispiel an den Fußballweltmeistern. Jeder einzelne hat seine individuellen Stärken, hätte aber alleine nichts erreicht. Zusammen im Team sind wir Weltmeister! Vielleicht fehlt uns ja auch nur einfach unser spezieller Jogi Löw fürs Ruhrgebiet. Mal sehen ob wir den auf der Konferenz finden!
Wie sieht es denn mit dem Interesse an der Konferenz aus?
Über die bisherige Resonanz freuen wir uns riesig. Wir haben bereits jetzt Anmeldungen aus dem Ruhrgebiet, aber auch aus dem Umfeld wie Köln, Düsseldorf und Münster.
Die Immobilienkonferenz findet am Donnerstag, 11. September, von 16 bis etwa 22 Uhr in der Akademie Mont-Cenis statt.
Das Programm umfasst unter anderem mehrere Vorträge und Podiumsdiskussionen. So spricht Professor Volker Eichener, Rektor der EBZ Business School Bochum - und selbst Wanne-Eickeler - über „Gute Ideen und kluge Köpfe für den Immobilienstandort Metropole Ruhr“. Hans-Jürgen Best (Stadtdirektor Essen), Heinz-Martin Dirks (Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Bochum), Hans Werner Klee (Stadtdirektor Herne) und Thomas Westphal (Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Dortmund) diskutieren über „Städte im Immobilien-Dialog - Sind die Städte eigentlich noch handlungsfähig?“ Auch Rasmus C. Beck, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr wird sprechen.
Die Teilnahme ist kostenlos. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung erforderlich. Informationen unter www.immobilienkonferenz-ruhr.de.