Herne. . Die WAZ besuchte die Herner Künstlerin in ihrem Atelier im eigenen Haus. Sie arbeitet am liebsten mit spröden Materialien wie Marmormehl, Gips, Baukleber, Sand und Wachs, denen sie Pigmente hinzufügt. Inspirationen und Ideen für ihre künstlerische Arbeit sammelt Edelgard Sprengel in einem Buch.

Gemalt habe sie eigentlich schon immer, erzählt Edelgard Sprengel. „So richtig intensiv angefangen habe ich, als ich in den Vorruhestand gehen konnte.“ Sie hat unterschiedliche künstlerische Techniken ausprobiert, bis sie ihren ganz eigenen Weg zur Kunst gefunden hat. Einem Kurs bei der Herner Goldschmiedin Ingrid Schulze folgte ein Workshop in Aquarellmalerei. „Das war aber alles nicht so mein Ding“, sagt sie lächelnd. „Ich arbeite unendlich gerne mit verschiedenen, oft spröden Materialien.“

Oben unter Dach des Einfamilienhauses hat sich die Künstlerin ihr eigenes Reich geschaffen. In den Regalen stapeln sich dunkle Flaschen mit den Pigmenten, Eimer mit den verschiedenen Materialien. Da stehen und liegen angefangene Bilder, in den Ecken reihen sich die fertigen Werke auf. Große Dachflächenfenster lassen genügend Licht in den Raum. Das Zentrum ihres hellen Ateliers bildet ein großer Tisch auf Rollen. „Meine Staffelei nutze ich nur ganz selten,“ erklärt Edelgard Sprengel. Die Leinwände liegen flach auf ihrem Arbeitstisch.

Trocknungsprozess abwarten

Schichtenweise trägt sie ihre spröden Materialien auf: Marmormehl, Gips, Baukleber, Sand und Wachs. Dann muss sie den Trocknungsprozess abwarten und die Ungeduld ein wenig beherrschen. „Ich arbeite immer in Serien. Dann kann ich an mehreren Bildern gleichzeitig malen.“ Auf die reliefhaften Strukturen bringt sie mit dem Schwamm die angeriebenen Pigmente auf.

Auch die müssen erst trocknen. Sie werden wieder abgelöst. Und alles geht von vorne los. Bis sich die letzten sparsame angelegten Farbschichten über die Strukturen ziehen. Ihre Bilder werden im Laufe dieses spontanen Arbeitsprozesses zu schweren Bildobjekten mit offenen Brüchen, tiefen Furchen und aufbrechenden Krusten.

„An manchen Bildern arbeite ich mich richtig ab.“ Die Ideen zu ihren Arbeiten schreibt sie in ein Buch. Da werden mögliche Bildertitel, Zitate, persönliche Erlebnisse und Ereignisse gesammelt. Diese Ideen fließen dann in ihre Bilder ein. Ihre letzte Einzelausstellung fand 2012 im Schollbrockhaus statt. Die hieß „Im Leben unterwegs“. Zu diesen Bildern hat sich Edelgard Sprengel durch Gedichte und anderer literarische Texte anregen lassen. Manchmal sind es aber auch Fotografien, die Edelgard Sprengel inspirieren. Im Augenblick arbeitet sie an einer Reihe mit Strukturen von Erdschichten, die sie in einem Buch gesehen hat.

Wenn Edelgard Sprengel anfängt zu erzählen, merkt man ihr die Leidenschaft und ihr Engagement für die Kunst an. Wenn sie in ihr eigenes Reich unter dem Dach eintaucht, braucht es schon manchmal einen Ehemann, der zwei bis dreimal nach ihr rufen muss.