Herne. Die Stadtverwaltung Herne kündigt weitere Maßnahmen gegen überbelegte „Problemhäuser“ an. Nach der Sommerpause will die Stadt ihr Konzept zum Umgang mit dieser negativen Folge von Zuwanderung vorstellen. Betroffene Anwohner solcher Häuser sehen derweil (noch) keine Verbesserung der Situation.

Die Zahl der Zuwanderer aus Südosteuropa ist erneut angestiegen: Rund 1600 vor allem aus Rumänien und Bulgarien zugewanderte Südosteuropäer leben zurzeit in Herne und Wanne-Eickel. Im Januar - zu Beginn der Arbeitnehmerfreizügigkeit in der EU - waren es noch 1100. Leicht zugenommen hat auch die Zahl der von dieser Personengruppe bewohnten „Problemhäuser“. Trotz Einrichtung einer dezernatsübergreifenden Arbeitsgruppe und weiterer Maßnahmen werden immer wieder Klagen aus dem Umfeld dieser stark überbelegten Gebäude laut - wie aktuell in Horsthausen.

„Die Zustände sind unverändert“, berichtet eine Anliegerin (Name der Redaktion bekannt) eines Hauses auf der Horsthauser Straße. Die Situation habe sich nicht verbessert. Nach wie vor türmten sich dort Müllberge. Kinder müssten mittlerweile davon abgehalten werden, in herausgestellten gelben Tonnen und Säcken zu wühlen.

Etwas mehr als ein halbes Dutzend dieser Immobilien

Die Verwaltung erklärt auf WAZ-Anfrage, dass sie Reaktionen aus der Nachbarschaft der „Problemhäuser“ beachte und „gegen Vermüllung, Betteln und ähnliche Probleme“ vorgehe. Etwas mehr als ein halbes Dutzend dieser Immobilien gebe es zurzeit in Herne, was einem „leichten Anstieg“ entspreche. Die Stadt richte verstärkt ihr Augenmerk auf diese Häuser, wolle aber „nicht in einen Verdrängungswettbewerb mit anderen Kommunen“ treten, so Stadtsprecher Horst Martens. Ziel sei es, die Menschen aus „den negativ organisierten Strukturen“ zu lösen und zu integrieren: „Die Stadt Herne ist mit dieser Aufgabe alleine überfordert.“

Immerhin: Das im April in Kraft getretene Wohnungsaufsichtsgesetz sei ein hilfreiches Instrument. Ohne dieses Gesetz hätte die Stadt beim jüngsten Einsatz auf der Cranger Straße nicht so konsequent handeln können.

Zur Erinnerung: Das Gesetz sieht zur Verhinderung von Überbelegungen vor, dass mindestens neun Quadratmeter Wohnfläche für jeden Erwachsenen sowie sechs für jedes Kind zur Verfügung gestellt werden. Damit soll verhindert werden, dass Vermieter wohnungssuchende Menschen ausnutzen.

Verstärkt auf Beratung setzen

Bei den Kontrollmaßnahmen vor Ort setzt die Stadt Dolmetscher ein. In Zukunft wolle man verstärkt auch auf Beratung setzen, kündigt die Stadt an. „Aufsuchende Sozialarbeit“ könne hier eine wichtige Rolle spielen. Unter anderem sollen mehrsprachige Flyer gestaltet und an Zuwanderer verteilt werden. Bei Kontrollgängen sollen Handzettel mit Kontaktadressen von „Informationsscouts“ ausgegeben werden.

Die Stadt will diese und weitere Maßnahmen der schon vor Monaten gegründeten Arbeitsgruppe nach der Sommerpause in den politischen Gremien vorstellen.

Großeinsätze in Horsthausen, Baukau und Sodingen

Drei große Kontrollen hat die Stadt bisher im Jahr 2014 in Herner „Problemhäusern“ in Kooperation unter anderem mit Polizei und Stadtwerken durchgeführt. Anfang Juni hat die Verwaltung bei einer Aktion auf der Cranger Straße in Baukau erstmals ein Wohnhaus für „unbewohnbar“ erklärt und es schließen lassen. 38 Menschen aus Südosteuropa waren zum Zeitpunkt des Einsatzes dort gemeldet, wurden aber nicht angetroffen. Anwesend waren 36 Menschen, die aber nicht gemeldet waren.

Der erste Großeinsatz der Stadt fand im Februar in einem Haus auf der Horsthauser Straße statt. Anlass war ein Hinweis, dass in dem Gebäude Gefahr für Leib und Leben der Bewohner bestehe. In zwei Wohnungen musste der Strom abgesperrt werden. Angetroffen wurden 58 Menschen - vor allem aus Rumänien - in sechs Wohnungen.

Ende Juni fand eine Kontrolle in einem Sodinger Wohnhaus statt. Anlass war der Verdacht auf melderechtliche Verstöße. Schwere Baumängel wurden nicht festgestellt.