Herne. . Das alte Gemeindehaus an der Bromberger Straße soll abgerissen werden und einer Wohnbebauung weichen. Der BUND kritisiert, dass die Bebauung zu dicht den Volkspark rücken soll. In einem Brief an die Bezirksregierung wirft Hiltrud Buddemeier (BUND) der Stadt vor, rechtswidrig zu handeln.

Die Bromberger Straße in Sodingen: Auf dem Areal, auf dem jetzt noch das (fast) leer gezogene Gemeindehaus der Ev. Kirche in Sodingen steht, soll schon bald Wohneigentum entstehen. Sieben Baugrundstücke „unmittelbar an dem als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesenen Volkspark“ bewirbt das Herner Unternehmen Immobilienmanagement Skiba auf seiner Homepage. Genau diese Nähe ruft nun den BUND und die Grünen auf den Plan: Sie befürchten negative Folgen für die Natur und insbesondere für den Baumbestand. Die Grünen werfen der Stadt sogar „Trickserei“ vor.

Der Kern des Konflikts ist die Frage: Handelt es sich bei dem kompletten Grundstück im Sinne des Baugesetzbuches um einen Innenbereich oder um einen Außenbereich. „Das ist ein Außenbereich“, sagt Hiltrud Buddemeier, BUND-Sprecherin und Vorsitzende des Landschaftsbeirats. Dies hätte zur Folge, dass hier eine Änderung des Landschaftsplans notwendig würde. Diese könnte zum Beispiel durch ein Bebauungsplanverfahren mit einer Umweltverträglichkeitsuntersuchung herbeigeführt werden. Auch die formale Beteiligung der politischen Gremien wäre damit gewährleistet.

Buddemeier sieht Gefahr für Buchen

Die Verwaltung ist der Ansicht, dass es sich um einen „unbeplanten Innenbereich“ handelt, der wie ein allgemeines Wohngebiet beurteilt wird. Unter anderem mit der Folge, dass die Politik formal nicht beteiligt werden muss. Eine Bauvoranfrage vom Grundstückskäufer Skiba hat die Stadt 2011 positiv beschieden. Zurzeit würden Bauanträge geprüft, so Stadtsprecher Christoph Hüsken auf WAZ-Anfrage.

Hiltrud Buddemeier will den Kampf nicht aufgeben: Nachdem ihre Intervention bei der Herner Planungsverwaltung erfolglos geblieben war, schaltete sie die Bezirksregierung ein. Als „rechtswidrig“ bezeichnet sie in ihrem Antrag die Haltung der Stadt. „Unabhängige Planer“ teilten diese Auffassung, so die Umweltaktivistin.

Sie sei nicht grundsätzlich gegen das Wohnbauprojekt, so Buddemeier zur WAZ. Aber: 13 alte Buchen am Rande des Volksparks mit Stammumfängen von zwei bis über drei Meter müssten vor einer zu nahen Bebauung geschützt werden: „Sie hätten keine Chance, auf Dauer zu überleben.“ Die Stadt verweist dagegen u.a. darauf, dass im Verfahren zum Vorbescheid die zuständige Forstbehörde keine Bedenken vorgetragen habe.

Die Haltung der innerhalb der Verwaltung bei Stadtgrün angesiedelten Unteren Landschaftsbehörde führt die Verwaltung nicht an. Aus gutem Grund, denn: Laut Buddemeier ist auch die Untere Landschaftsbehörde der Ansicht, dass der Fachbereich Stadtplanung rechtswidrig handele.

Grüne greifen Stadt an

Die Grünen teilen die Ansicht des BUND in Sachen Bromberger Straße. „Das Recht wird hier gebogen. Es handelt sich eindeutig um einen Außenbereich“, sagt Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Rolf Ahrens zur WAZ. Die Stadt habe offenbar das Ziel, in Konkurrenz zu Städten wie Dortmund zu treten und so viel Bauland wie möglich auszuweisen.

Die Verwaltung weist die Vorwürfe der Grünen zurück. In diesem Verfahren sei korrekt und nach den Vorgaben des Baugesetzbuches gehandelt worden, heißt es.

Nach der politischen Sommerpause kann die Auseinandersetzung auch unter Beteiligung der anderen Parteien fortgesetzt werden: Die Grünen wollen das Thema am 11. September im Planungsausschuss auf die Tagesordnung bringen; ein entsprechender Antrag wurde eingereicht.