Herne. . Wolfgang Quickels (62) und Wolfgang Berke (60) kennen sich seit ihrer Schulzeit. Beide sind Wanne-Eickeler und haben jetzt ein gemeinsames Buchprojekt realisiert: „Auf Crange!“ verbindet Kirmesgeschichte mit aktuellen Betrachtungen zur größten Kirmes in Nordrhein-Westfalen - informativ und unterhaltsam.

Anfangs sollte es nur ein Bildband über die Cranger Kirmes werden. Stadtmarketing-Chef Holger Wennrich hatte sich schon mit dem Wanne-Eickeler Fotografen Wolfgang Quickels kurzgeschlossen, doch dann kam man überein: Wenn jemand etwas dazu schreiben kann, dann Wolfgang Berke, der „Wanne-Eickel-Sachverständige“, wie Wennrich den Journalisten und Autor zahlreicher lokal- und regionalgeschichtlicher Bücher nennt. Und so haben Quickels (62) und Berke (60), die sich seit Schülerzeiten kennen, mit Unterstützung von Stadtmarketing jetzt ein Buch vorgelegt. „Auf Crange!“ heißt es, und es zeichnet Geschichte und Gegenwart des Vergnügungsgroßereignisses nach.

Riesenrad, Raupe und Geisterbahn, Looping und Wilde Maus ... natürlich gibt es diese Kirmes-Bilder. Doch Wolfgang Quickels hat bei seinen Streifzügen über die Kirmes in den letzten zehn, zwölf Jahren auch andere Dinge gesehen: kleine Männer neben riesigen Dinosauriern und Gorillas beim Aufbau der Fahrgeschäfte, schrecklich-schöne Fassaden mit Gartenzwergen und Beatles, und Müllbeutel nach Mitternacht.

Aufnahmen seiner Fotografen-Kollegen aus dem Umfeld der Internetseite „Hallo Herne“ ergänzen die Fotos des früheren WAZ-Fotoredakteurs. Auch von Walther Müller sind Schwarz-weiß-Bilder dabei, er war Jahrzehnte lang als Fotograf der Wanne-Eickeler Lokalredaktion unterwegs, und das Herner Stadtarchiv hat ebenfalls viele historische Fotos beigesteuert.

Historische Kapitel

Textlich stützen sich die historischen Kapitel wie „Sitte, Anstand und Moral: Gefahr für die Jugend“ oder „Sinti und Roma auf Crange“ auf ein Buch, das Annette Krus-Bonazza 1992 veröffentlicht hat, „Auf Cranger Kirmes“. Sie war damals als ABM-Kraft im Herner Stadtarchiv mit der Aufarbeitung der Kirmesgeschichte beauftragt. „Eigentlich ein wissenschaftliches Werk“, sagt Wolfgang Berke, der sich freut, dass die Autorin ihm ihre Recherche-Ergebnisse überlassen hat.

Die Blicke in die Vergangenheit sind, leicht unterscheidbar, grau unterlegt, sie wechseln ab mit Berkes Betrachtungen, der sich in lockerem Ton den Fahrgeschäften und der Gastronomie zuwendet wie den Kosten und Gewinnen oder den Machern und ihren Helfern. Ganz am Schluss spiegelt eine Galerie von Kirmesplakaten den gestalterischen Zeitgeist von 1961 bis heute. Ein Buch also, das „kreuz und quer“ gelesen werden dürfe, erklärt Berke.

Er ist, wie Wolfgang Quickels auch, heute eher „Beobachter“ als aktiver Kirmesgänger. Denn Anspruch mit „Auf Crange!“ nie gesehene Bilder zu liefern, hat er nicht: „Ein echter Kirmesfreak, der in Wanne-Eickel aufgewachsen ist, kennt das alles“, sagt er. „Aber das sind vielleicht 200 von 4,5 Millionen.“