Wenn jemand die Kirmesluft mit der Muttermilch aufgesogen hat, dann Günter Gehlisch. „Ich habe mitten auf der Kirmes gewohnt, auf der Hauptstraße 412“, erzählt er und freut sich heute noch, wenn er an die Zeit denkt, als er ein Kind war. „Wenn Hugo Haase aus Hannover mit seiner Achterbahn aus Holz kam, durfte ich für die einkaufen“, erinnert sich der 69-Jährige. Die Schausteller gaben ihm einen Zettel, er besorgte, was sie brauchten, „und dann gab es zwei Freikarten“.
Wer regelmäßig den Kirmesumzug besucht, wird sich an Günter Gehlisch und seine Frau Birgit erinnern: Mit ihren Rikschas sind die beiden immer wieder ein Hingucker. Seit 1999 nimmt Gehlisch am Umzug teil, ob als „Fußgruppe“ oder „Wagen“ weiß er selber nicht so genau. „Ich hab’ auf jeden Fall mal den dritten Preis gewonnen.“
Die Gefährte sind dann dem Anlass entsprechend verschönert: mit Riesenrad, Schiffschaukel oder Kinderkarussell, eigenhändig entworfen und gebaut. Sie kommen in diesem Jahr letztmals zum Einsatz, nach dem Umzug 2015 - mit Rikscha „pur“ - ist dann ganz Schluss.
Die 51 Wochen außerhalb der Kirmes kutschiert Günter Gehlisch gelegentlich Leute durch die Gegend. Was er bedauert: „Ich darf nicht über die Bahnhofstraße fahren.“ Weil Fahrradfahren dort verboten ist. Nur für eine Veranstaltung in der City bekam er vor Jahren mal eine Ausnahmegenehmigung. In Berlin und anderen Großstädten, sagt er, sehe das ganz anders aus.
Gehlischs Liebe zur Kirmes rührt aber nicht nur aus seiner Kindheit. Als Feuerwehrmann und später bei der Bauaufsicht hatte er oft auf Crange zu tun. Ob er im August denn jeden Tag ... ? „Ich bin ein Cranger Junge“, sagt er ganz entrüstet. Noch Fragen?