Herne. Andreas Seidel machte sein Hobby zum Nebenberuf und repariert Kettensägen. Nach dem Sturmtief “Ela“ ist er ein gefragter Experte und mit seinem umgerüsteten Opel Vivaro immer im Einsatz. Mal müsse er nur eine Schraube nachziehen, mal den Vergaser reinigen, berichtet er im Interview mit der WAZ.
Wieder ein Notfall: Andreas Seidel rauscht mit einem umgerüsteten Opel Vivaro zum Einsatz. Auf seinem mobilen „OP-Tisch“ im Heck des Autos nimmt der Doktor die „Patienten“ in Augenschein. Diagnose: Kolbenfresser, Kette stumpf, Luftfilter verstopft. Bei Seidels „Patienten“ handelt es sich um Kettensägen, er ist „Der Sägen Doctor“.
Seit anderthalb Jahren repariert, wartet und schärft Andreas Seidel die Sägen und anderen Geräte von Garten- und Landschaftsbauern wie auch von Privatleuten im Raum Eickel. Und er hat gut zu tun. Die Beseitigung der verheerenden Sturmschäden in Forst und Garten bringt so manche Säge an ihre Verschleißgrenze. „Oft muss ich aber auch nur eine Schraube nachziehen oder den Vergaser reinigen“, berichtet der 49-Jährige.
Die Sommerhitze macht ihm nichts aus
Beim WAZ-Interview hängt noch der ein oder andere Sägespan an seinen Schultern, denn tagsüber arbeitet Seidel für ein Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen bei den Aufräumarbeiten mit: „Ich denke mal, dass es noch mindestens acht Wochen dauert, bis alle großen Bäume und Äste beseitigt sind.“ Forstarbeiten seien eigentlich im Winter üblich, doch die Hitze mache ihm nichts aus: „Ich komme aus dem Bergbau!“
Nach Feierabend besucht er befreundete „Galabauer“ – also Garten- und Landschaftsbauer – und sammelt deren defekte Geräte ein, die er vor Ort oder daheim in der Werkstatt in Schuss bringt.
Basteln ist basteln
Auf die Frage, ob das nicht ein bisschen viel Arbeit sei, antwortet er gelassen: „Der eine bastelt im Keller an seiner Märklin-Eisenbahn und ich halt an Motorsägen.“ Die Berufung zum „Sägen Doctor“, so steht es auch auf seinem Auto, sei aus einem Hobby entstanden: Es habe damit angefangen, dass er zu Hause Brennholz „gemacht“ und versucht habe, die Sägen anschließend selbst zu reparieren. „Das hat auch ganz gut geklappt“, erinnert sich Seidel. In seinem früheren Leben im Bergbau sei er mit wesentlich größeren Maschinen fertig geworden. Er besitzt nicht nur alle Maschinen-Scheine, sondern lernte auch bei der Feuerwehr das Baumklettern und erwarb den Kettensägenführerschein.
Qualität spricht sich rum
Als dann auch Bekannte und Kollegen seine Fähigkeiten in Anspruch nahmen, meldete er im Januar 2013 ein Gewerbe an. Das sprach sich schnell herum, auch wegen einer Flyer-Aktion und dem Aufkleber auf seinem neuen Auto. Die Kunden, sagt er stolz, schätzten seinen schnellen und persönlichen Service: „Ich bin überrascht, wie viele Leute sich seitdem bei mir gemeldet haben.“
Und seine Frau Tanja? Bekommt sie ihn seit dem Sturm überhaupt noch zu Gesicht? „Es geht“, lautet ihre knappe Antwort.
Kontakt: 0177/7742950, dersaegendoctor@gmail.com