Herne. . In Herne ist die Zahl der Fahrrad-Diebstähle zuletzt drastisch gestiegen. Die Polizei vermutet, dass sich in den vergangenen Jahren feste Täter-Strukturen und Absatzmärkte entwickelt haben. Selbst minderwertige Räder sind wegen der hohen Metallpreise für Täter lukrativ.
Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Fahrraddiebstähle in Herne explodiert. 1186 Fahrräder wurden als gestohlen gemeldet, das sind 50,5 Prozent mehr als 2013. Das sagt Polizei-Sprecher Guido Meng auf Anfrage der WAZ. Die Aufklärungsquote lag seinen Angaben zufolge zuletzt bei 5,99 Prozent.
Schaut man in die Diebstahls-Statistik der vergangenen zehn Jahre (siehe Grafik), dann sieht man eine Wellenbewegung: Mal wurden mehr, mal weniger Räder gestohlen. So viele wie 2013 allerdings noch nie. Warum? Eine „sichere Antwort“ auf diese Frage gebe es nicht, da aufgrund der niedrigen Aufklärungsquoten nur wenig über die Hintergründe bekannt sei.
Zwei Täter-Gruppen
Möglicherweise hätten sich in den letzten Jahren „feste Täterstrukturen und Absatzmärkte entwickelt“, die „die Weitergabe des Diebesgutes erleichtern und das Entdeckungsrisiko vermindern“, vermutet Meng. Zudem deute sich an, „dass der Diebstahl von und die Hehlerei mit Fahrrädern ein lukratives Geschäft sind“. Zwei Tätergruppen bei Fahrraddiebstählen habe die Polizei dabei ausgemacht: Zum einen seien „so genannte Schrotthändler“ unterwegs, die an den Straßen abgestellte Räder auflüden.
„Es ist wahrscheinlich, dass minderwertige Räder aufgrund der seit langem hohen Metallpreise zum Verschrotten an entsprechende Händler weitergegeben werden“, sagt Meng. Höherwertige Räder würden dann an Zwischenhändler verkauft. Zum anderen seien heranwachsende Kleinkriminelle aus Herne und Wanne-Eickel unterwegs, die bei passender Gelegenheit Räder von der Straße, aber auch aus Kellern und Garagen entwendeten. Das Diebesgut verkauften sie sofort an ihnen bekannte Hehler weiter. „Von dort aus erfolgt häufig ein Weiterverkauf auf den umliegenden Flohmärkten, von wo aus vermutlich ein Teil der Räder ins östliche Ausland transportiert wird“, so der Polizeisprecher weiter.
Rahmennummer wichtig
Sichergestellt worden seien – vor allem auch durch eine Großaktion – im vergangenen Jahr 130 Fahrräder. Nur für 30 von ihnen hätten die früheren Besitzer ausfindig gemacht werden können. Dies liege unter anderem auch daran, dass Opfer von Fahrrad-Diebstählen bei der Erstattung einer Anzeige nicht die Rahmennummer ihres Rades angeben könnten. „Nur mit der Rahmennummer kann die Polizei die Fahrräder in die Fahndung geben und diese bei Auffindung den Besitzern eindeutig zuordnen“, sagt Meng. Die Fahrräder, fügt er an, seien bei mutmaßlichen Hehlern sichergestellt worden. Die Täter, die die Diebstähle begangen haben, hätten in den meisten Fällen nicht ermittelt werden können.