Herne. . Sasol ist nun Ineos. Im Gespräch mit der WAZ macht Geschäftsführer Wolf Hänel klar, dass das Umsteuern in Herne harte Arbeit sein wird. Die Kosten des nicht voll ausgelasteten Werks will man in zwei bis drei Jahren in den Griff bekommen.
Vor rund zwei Wochen wurde der Verkauf der Sparte „Sasol Solvents“, zu dem das Herner Werk an der Shamrockstraße gehört, an den internationalen Chemie-Konzern Ineos offiziell abgeschlossen. WAZ-Redakteur Tobias Bolsmann sprach mit Wolf Hänel, der als COO (Chief Operating Officer) für Ineos Solvents und als Geschäftsführer für den Herner und Moerser Standort verantwortlich ist, über den Anstoß zum Kauf und über die Zukunftsaussichten.
Die Lösemittelsparte von Sasol schrieb in der Vergangenheit rote Zahlen, die Auslastung des Herner Werks wurde sogar als traurig bezeichnet. Wieso hat Ineos denn da zugegriffen?
Hänel: Einerseits kennen wir uns in der Sparte aus, im Ineos-Konzern gibt es seit einigen Jahren den britischen Standort Grangemouth, der Ethanol produziert. Außerdem passt die Produktion von Ethanol und Isopropanol zum Kerngeschäft von Ineos.
Das ändert aber doch nichts an den Problemen der Vergangenheit. Hohe Rohstoffpreise und harte Konkurrenz durch Billigimporte zum Beispiel aus Pakistan. Wie wollen Sie dem begegnen?
Ineos hat in Köln einen Standort, der die Rohstoffe für Herne liefern kann, da können wir Vorteile aus unserem Unternehmensverbund ziehen. Die Billig-Importe werden aber weiter ein Problem bleiben. Da werden wir auch weiter auf EU-Ebene am Ball bleiben, um endlich bessere Bedingungen zu erreichen. Grundsätzlich gilt aber eben auch, dass man sich mit seinen Produkten dem Markt und dem Wettbewerb stellen muss.
Wie wollen Sie das erreichen? Als Ende vergangenen Jahres der Verkauf an Ineos auf einer Versammlung der Belegschaft verkündet wurde, brandete Beifall auf. Wie weit ist dieser Optimismus denn begründet?
Wir kommen nicht als Zauberer nach Herne, die alles besser können und wissen, wie es geht. Ein Umsteuern bedeutet eben auch harte Arbeit.
Wie viel Zeit geben Sie sich für das Umsteuern in Herne?
Um es ganz klar zu sagen: Die Anlage ist nicht so ausgelastet, wie wir uns das vorstellen. Wir wollen die Kosten so in den Griff bekommen, dass wir in Herne in zwei bis drei Jahren kein Geld mehr verlieren. Und das auch in Zeiten, in denen es in eine wirtschaftliche Talsohle geht. Wenn wir hier in Herne wieder Geld verdienen, können wir auch an Investitionen denken.
Was bedeutet das finanzielle Umsteuern für die Mitarbeiter? Es war schon die Rede von 30 Prozent Personaleinsparungen.
Wir schauen uns alle Bereiche in Herne auf Sparmöglichkeiten hin an. Wir sind uns bewusst, dass der Einschnitt bei Arbeitsplätzen immer der heftigste und tiefste Einschnitt ist. Aber Zahlen zu nennen, wäre deutlich zu früh. Richtig ist, dass Ineos bei all seinen Zukäufen bestimmte Modellrechnungen für Kosteneinsparungen in allen Bereichen zu Grunde legt. Das Einsparpotenzial beim Personal wird dabei mit 25 Prozent veranschlagt. Sowohl Betriebsrat als auch die Gewerkschaft IGBCE sind informiert, und beide werden bei Entscheidungen involviert sein.