Hernes Bürgermeisterin Birgit Klemczak erhielt einen „Schlag in die Magengrube“, Hernes SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering einen Führerschein, und die Ratsfraktionen bekamen einen vorläufigen Sitzplan - das Politgeflüster zum Wochenende.
SPD pflegt Traditionen
Darüber staunte Herne nicht schlecht: Erich Leichner besiegt bei der Nominierung des SPD-Bürgermeisterkandidaten in der SPD-Fraktion in einer Kampfabstimmung Birgit Klemczak. Streng genommen hätte man aber eigentlich nur staunen müssen, wenn es diesmal keine Kampfabstimmung gegeben hätte. Denn: 2009 setzte sich Klemczak intern gegen Amtsinhaberin Erika Wagner durch. Und nach der Kommunalwahl 2004 gewann Erika Wagner die Abstimmung in der SPD-Fraktion - gegen einen gewissen Erich Leichner . . .
Schlag in die Magengrube
Für Noch-Bürgermeisterin Birgit Klemczak war ihre Abwahl „ein Schlag in die Magengrube“. Signale, dass sie einen Gegenkandidaten erhalten würde, habe es im Vorfeld nicht gegeben. Möglicherweise, kommentiert sie, wollte die Mehrheit in ihrer Fraktion „lieber einen Mann als ersten Vertreter des Oberbürgermeisters“. Obwohl Klemczak das Amt „sehr, sehr gerne“ ausgeübt habe, wolle sie sich nach der Wahl-Schlappe nicht in die Ecke verziehen und dort „ganz traurig sein“, betont die 52-Jährige. Bis zur konstituierenden Ratssitzung Ende Juni werde sie alle Termine als Bürgermeisterin wahrnehmen und anschließend aktiv in der SPD-Fraktion mitarbeiten. Das Amt des ersten Bürgermeisters, resümiert sie, sei „ein Fulltime-Job“. Um vielsagend anzufügen: Wer parallel noch arbeite, „muss das im Vorfeld wissen“.
„Lappen“ in der Tasche
Michelle Müntefering ist stolze Besitzerin eines Motorradführerscheins. Den „Lappen“ schaffte sie nun gleich im ersten Anlauf. Kein Wunder, ist sie doch zwischendurch schon lange auf zwei Rädern unterwegs: Im letzten Wahlkampf etwa fuhr die SPD-Bundestagsabgeordnete mit ihrer Kreidler von 1975 (dafür reicht ein Autoführerschein) umher, außen hingen SPD-Packtaschen. Schon ihr Opa, sagt die 33-Jährige, hatte eine NSU mit Beiwagen, auch deshalb sei sie ein Oldtimer-Fan. Vielleicht, so die Abgeordnete, erhalte ihre Kreidler nach dem Erwerb des Motorradführerscheins jetzt „einen großen Bruder“.
Arnd S. macht Schluss
Kurz nach der Kommunalwahl gibt es bei den Unabhängigen Bürgern (Ex-REP) einen prominenten Austritt zu vermelden: Arnd Schubeus hat kurz nach dem Urnengang die nur noch mit einem Sitz im Rat vertretene Gruppierung verlassen. Bis zum 25. Mai war Schubeus Stadtverordneter der Unabhängigen Bürger (und zuvor für die Republikaner). Diesmal trat der 46-Jährige aber auf dem aussichtslosen Listenplatz 4 an. Über die Gründe für den Austritt wollte Schubeus auf Anfrage nichts sagen. Hinweise aus seiner ehemaligen Partei, dass er sich schon vor der Kommunalwahl mit AfD-Mitgliedern getroffen haben soll, wollte er ebenso wenig kommentieren.
(K)Ein Sitz zwischen SPD und Grünen
Die Stadt hat den Ratsvertretern nun einen Vorschlag für die Sitzordnung im neuen Rat vorgelegt. Grob gesagt sieht dieser so aus: Auf der linken Seite sitzen SPD, Grüne und Linkspartei, auf der rechten alle übrigen – also CDU, FDP, Piraten, AfD, Alternative Liste und Unabhängige Bürger. Auffällig: Auf der linken Seite ist zwischen SPD und Grünen als Puffer ein leerer Sitz eingebaut, zwischen anderen Fraktionen und Gruppen aber nicht. Das sorgt für Spekulationen: Steht es um die Beziehung der ehemaligen Kooperationspartner doch so schlecht, dass der Puffer deshalb eingefügt wurde? Nein, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken auf Anfrage: Der leere Sitz sei rein „grafisch bedingt“.