Wanne-Eickel. . In einer Ausstellung über die Fußball-Historie von Herne und Wanne-Eickel werden ab dem 12. Juni ganz besondere Geschichten präsentiert - zum Beispiel die von Werner Flachert und dessen nicht unerheblichen Beitrag zur Karriere der Schalker Fußball-Legende Reinhard „Stan“ Libuda.

Die Fußballhistorie von Herne und Wanne-Eickel soll während der Weltmeisterschaft in einer Ausstellung im Heimat- und Naturkundemuseum beleuchtet werden. Neben der Präsentation von Exponaten und Erinnerungstücken sollen ab dem 12. Juni auch besondere Geschichten „erzählt“ werden. Eine der besten, das lässt sich bereits jetzt sagen, wird die von Werner Flachert sein. Denn: Ohne die schlagenden Argumente des langjährigen Wirts der legendären Wanner Stern-Schänke hätte Stan Libuda möglicherweise keine Fußball-Karriere gemacht.

Das habe die Schalker Legende Ende der 60er Jahre bei einem Besuch in der Stern-Schänke selbst behauptet, berichtet der heute 71-jährige Ruheständler Flachert. „,Dem habe ich alles zu verdanken’ - das hat Libuda damals einem Kumpel beim Bier gesagt und auf mich gezeigt.“ Auf die (kurze) gemeinsame Faustkampf-Vergangenheit beim Boxklub „Schwarz Weiß Unser Fritz“ spielte der 26-fache Nationalspieler damit an.

Mitte der 50er Jahre war es, als Libuda beim Box-Training auftauchte. „Er hatte sich damals als Fußballer der Schalker Schülermannschaft bereits einen Namen gemacht“, so Werner Flachert. Auch im Ring habe Reinhard Libuda eine gute Figur abgegeben. „Oh, da musst du aufpassen, damit er nicht an dir vorbeizieht’, habe ich mir damals gedacht“, erzählt er. Gesagt, getan - geboxt: „Er hat beim Sparring von mir Senge bekommen. Irgendwann blieb er dann weg.“ Beim Bier in der Stern-Schänke habe Stan Libuda das so ausgedrückt: „Wenn der mich nicht im Ring verdroschen hätte, wäre ich vielleicht beim Boxen geblieben und nie Fußballer geworden . . .“.

Werner Flachert ist dagegen zunächst beim Boxen geblieben - mit großem Erfolg: 1959 holte er sich in München bei den Junioren den deutschen Vize-Titel im Bantamgewicht. „Bei der Rückkehr aus Bayern bin ich von 250 Menschen am Wanner Hauptbahnhof empfangen worden.“ Im Mercedes sei er dann nach Hause gefahren worden, erinnert er sich - vergisst aber nicht hinzuzufügen, dass es ein Mercedes-Lkw eines Kohlenhändlers aus Unser Fritz war . . .

Den Boxsport entdeckte er schon als kleiner Junge für sich. „In der Schule lief einer rum, über den die anderen sagten: Vor dem musste aufpassen, der ist im Boxverein.“ Da habe er sich entschieden, ebenfalls zu boxen. Um die elterliche Erlaubnis zu bekommen, sei er sogar Messdiener geworden.

Wie Stan Libuda hat dann aber auch Werner Flachert den Weg zum Fußball gefunden. Konkret: 1964, als er als Wirt in die Kneipe seiner Frau einstieg (44 Jahre stand er dort hinterm Tresen) und für den Boxsport keine Zeit mehr hatte. Sportliche Erfolge feierte Flachert aber weiterhin, und zwar im Fußball. Mit SV Wanne 11 stieg der Stürmer bis in die Landesliga auf.

Stan Libuda ist nach dem Karriereende weiterhin in die Stern-Schänke gekommen. Auch andere Promis ließen sich in der Lokalität auf der Hauptstraße sehen: Fritz Walter und Hermann Eppenhoff waren dort ebenso zu Gast wie die Kremers-Zwillinge, Rolli Rüßmann oder sogar der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler.

„Stan Libuda war ein lieber, netter Kerl“, sagt Flachert über den 1996 Verstorbenen. An der Beerdigung nahm der Cranger ebenso teil wie an dem anschließenden Kaffeetrinken. „Stan Libudas Sohn hat mir gesagt: Wenn du nicht kommst, dann betrete ich nie wieder deine Kneipe“, erinnert sich der 71-Jährige.

Verbunden fühlt sich Werner Flachert seinem einstigen Sparringspartner noch heute: Auf seinen ausgedehnten Spaziergängen schaut er auch immer wieder mal am Grab von Stan Libuda auf dem Friedhof in Gelsenkirchen-Hüllen vorbei.

Auch „Yyyves“ kommt zur Ausstellungseröffnung 

Ralf Piorr ist Historiker, Publizist und Stadtmitarbeiter. In diesen Tagen tut sich der 47-Jährige aber auch als Sammler und Jäger hervor: „Ich habe fast alle Fußballplätze und Vereinskeller abgegrast“, berichtet Piorr.

Einige seiner „Fundstücke“ werden ab dem 12. Juni im Heimat- und Naturkundemuseum an der Unser-Fritz-Straße 108 zu sehen sein. An diesem ersten Tag der Fußball-WM eröffnet das städtische Museum die von Ralf Piorr konzipierte Ausstellung „Ihr fünf spielt jetzt vier gegen drei. Fußball-Geschichte in Herne und Wanne-Eickel“. An der Eröffnung wird ab 19.30 Uhr u.a. auch der frühere Schalker Profi Yves Eigenrauch („Yyyves“) teilnehmen. Anschließend heißt es: Ihr 22 spielt jetzt elf gegen elf – das Museum lädt anlässlich des WM-Eröffnungskicks Brasilien gegen Kroatien zum Rudelgucken ein.

Wer noch etwas ganz Besonderes zur Fußball-Schau beitragen möchte, sollte sich möglichst schnell mit dem Heimatmuseum in Verbindung setzen: WAN 75 255; per Mail: Ralf.Piorr@herne.de