Herne. . Nur 9,5 %aus dem erstmals erweiterten Kreis der Migrantinnen und Migranten gingen zur Urne. MBH bleibt mit 45,7 % stärkste Liste. Ihr Spitzenkandidat Muzaffer Oruc kandidiert für den Vorsitz des Integrationsrates. BIG erzielt 25,3 % der Stimmen, Linke freuen sich über 20,2 %.

Es war kurz vor acht, als das Ergebnis der Integrationsratswahl als erstes von vier Wahlergebnissen an diesem Sonntagabend feststand. Das Migrantenbündnis (MBH) rutschte von 63,2 % bei der letzten Wahl auf 45,7 %, das Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit (BIG) holte 25,3%, die Linke 20,2%. Der neuen Liste Interkulturelle Herner Migranten (IHM) um Laila Obeid gaben 8,7 % der Wähler ihre Stimme.

„Ich bin schon enttäuscht“, gab Muzaffer Oruc zu, Spitzenmann der bisherigen Mehrheitsliste MBH. Er hatte mit anderen Kandidaten der SPD-nahen Liste im Herner Rathaus von der Treppe im ersten Obergeschoss aus auf der Leinwand verfolgt, wie in den 19 Wahllokalen abgestimmt worden war. Überrascht zeigte sich Oruc vom Abschneiden der Linken. „Von der BIG-Partei habe ich nach dem aggressiven Wahlkampf nichts anderes erwartet.“

Nurten Özcelik erklärt das für sie ebenfalls überraschend gute Ergebnis der Linken u.a. damit, dass diese mit ihrem Einsatz für Flüchtlinge geworben hätten. Sie habe mit mindestens 50 % für MBH gerechnet: „Ich finde, dass wir die letzten zehn Jahre gute Arbeit gemacht haben.“ Die frisch gewählte SPD-Stadtverordnete will sich künftig als Parteivertreterin der SPD in den Integrationsrat einbringen. Sieben weitere MBH-Mitglieder ziehen über die Liste ein, unter ihnen auch die Ex-Linke und jetzige SPD-Frau Bärbel Beuermann.

Mit vier Kandidaten ist BIG vertreten. Während Listenerster Bilal Kurt die Wahl im NRW-Büro in Bonn verfolgte, zeigte sich Volker Sebbahi-Marciniak im Rathaus „sehr zufrieden“ mit dem Ergebnis seiner Partei. „Wir sind spät in den Wahlkampf eingestiegen und trotzdem gleich an zweiter Stelle.“

Freude auch bei der Linken. „Wir waren sehr fleißig“, erklärt Fazilet Gürbüzdal den Erfolg der Linken, die 2010 noch bei 4,7% lagen. „Die haben einen tollen Wahlkampf gemacht“, bestätigt Linke-Ratsfrau Veronika Buszewski. Fazilet Gürbüzdal wird mit Drazan Nujic und dem gerade 18-jährigen Rasim Celik dem neuen Integrationsrat angehören.

Mit 9,5 % lag die Wahlbeteiligung niedriger als 2010 (12,3%).

Bei einem erweiterten Kreis von Wahlberechtigten - 24985 gegenüber 15636 - gingen 2289 (2010: 1921) Migranten zur Urne.

Eingebürgerte hätten hohe bürokratische Hürden zu überwinden gehabt, lautete gestern eine mehrfach gehörte Erklärung.