Herne. . Der Routinier des spontanen Wutanfalls zeigt sich in den Flottmann-Hallen in Bestform. Hans-Joachim Heist, bekannt als Gernot Hassknecht aus der ZDF heute-show, ist komisch, cholerisch und ein Könner auf der Bühne.
Im grauen, seriösen Einreiher täuscht der kleine Mann auf der Bühne Harmlosigkeit vor und lässt das Publikum nicht lange warten bis zum ersten Wutausbruch; weitere Szenen intensiven Zorns werden in bühnenfüllendem Format eingespielt. Lautstark, ungerecht und unsachlich stemmt sich der Wutzwerg gegen alles, was ihm sauer aufstößt: Korrekte Gesinnung und Gesundheitseifer, Harmoniesucht und Konsensbereitschaft, Kuschel-Koalition und Kabinett sowieso. Das Verteidigungsministerium soll familienfreundlich werden? „Krieg ist nicht familienfreundlich“, donnert der Schauspieler, der sich in seiner Heimatstadt Pfungstadt für die SPD engagiert.
Der Beifall für Nichtraucher und andere selbst ernannte Drogenbeauftragte provoziert bei Gernot Hassknecht keine Unterwerfungsgesten; nichts läge ihm ferner, als sich dem Kollektiv anzuschließen. Er entdeckt das Haar in der Suppe so zuverlässig wie die Verlogenheit in Politik und Gesellschaft. Während alle Welt Rhabarbersaft als Labsal preist, nennt er die sauren Stangen Unkraut; wer im Fitness-Studio auf dem Laufband hechelt, gewinnt nur eines: die Gewissheit, in einen schmaleren Sarg zu passen. Gegen Übergewicht hilft am besten: „Weniger fressen.“ Das ist richtig. Das ist drastisch. Das ist Gernot Hassknecht - und das Publikum bei Flottmann jubelt.
Der Schauspieler und Regisseur Hans-Joachim Heist, Jahrgang 1949, spielte in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit, bevor er durch seine Rolle als Gernot Hassknecht einem breiten Publikum bekannt wurde. Seit 2013 ist er mit dem Programm „In zwölf Schritten zum Choleriker“ auf Tournee und holte bei Flottmanns einen im Herbst wegen Krankheit ausgefallenen Termin nach.