Herne. . Vor 50 Jahren entdeckte der Wanne-Eickeler Künstler Helmut Bettenhausen die leeren Räume der Zeche Unser Fritz 2/3 im Wanner Norden als Atelier für sich. Die Künstlerzeche, die Flottmann-Hallen, die Städtische Galerie und die VHS-Galerie würdigen den Künstler mit einer umfangreichen Ausstellung an vier Orten.
Sie lädt zu einer Zeitreise von der Kunst der frühen 1960er Jahre bis heute ein. Die Flottmann-Hallen zeigen seine „schwarzen Tafeln“ der 1960er und 1990er Jahre: punktartige Scheiben sind reliefhaft auf große schwarze Holztafeln geklebt. Sie erzeugen so eine serielle Ordnung, die aber stellenweise immer wieder gestört wird. In den neueren Tafeln brechen die Flächen an bestimmten Punkten auf und lassen rote Farben durchscheinen. Seine Arbeiten aus Pappe, entstanden aus Restmateralien der großem Tafeln wirken hingegen fast spielerisch.
VHS-Galerie würdigt den Grafiker
Die VHS-Galerie würdigt den Grafiker der Stadt Herne, in dessen Plakaten immer wieder Elemente seiner freien Kunst einflossen. Hier sind auch erste Studienarbeiten zu sehen, in denen Helmut Bettenhausen natürliche und gezeichnete Strukturen für sich entdeckt. Ferner sind dort der Frottagen von Abwasserdeckeln zu sehen, die vor Ort entstanden sind. Mit ihnen dokumentiert Bettenhausen konstruktive Formen in Alltagsgegenständen. Die Fotoserie „Pinne vom Pütt“ dokumentiert eine Markierungsaktion der späten 1970, in der Helmut Bettenhausen Pflöcke von Freunden und Bekannten in die ganze Welt tragen lässt.
Die Städtische Galerie stellt Arbeiten mit rostigem quadratischen Stahlblech aus, in denen die natürlichen Spuren der Verwitterung mit konstruktiven Einschnitten kontrastiert werden. Andere Arbeiten sind „mit der Flex gezeichnet“ und zeigen fast lockeren Linienführungen. In den Objekten aus dem Jahr 2011 überdeckt rote und schwarze Farbe Teile der rostigen Metallplatten und schafft einen Kontrast der Oberflächen. Dort sind auch die „Signaturen der Arbeit“ zu sehen, eine Serie von Fotografien, die gezeichnete und gemalte Markierungen auf alten Industrieanlagen zeigen.
Die Künstlerzeche präsentiert raumgreifende Objekte aus Kunststoff der 1970er Jahre und Architekturmodelle aus der „B1“ -Zeit. Ferner sind Arbeiten zu sehen, in denen mit Bitumen beschichtet quadratische Platten mit Stahlbändern kombiniert werden, die weit in den Raum hinausgreifen.
Durch die große Übersicht werden Bettenhausens künstlerischen Ideen deutlich: die Schaffung von Ordnung, die zugleich wieder in Frage gestellt wird. Die Ausstellung zeigt aber vor allem, wie verbunden Helmut Bettenhausen mit der Region ist, ohne in die üblichen Stahl-und-Kohle-Klischees zu verfallen.
Treffpunkt zu der großen kostenlosen Rundfahrt zu den vier Ausstellungsorten von Helmut Bettenhausen ist die Künstlerzeche Unser Fritz (Zur Künstlerzeche 10). Dort starten die beiden Busse heute um 15 Uhr und fahren zunächst zur Städtischen Galerie im Schlosspark Strünkede. Um 16.15 Uhr geht es dann weiter zu den Flottmann-Hallen im Herner Süden. Von dort aus fahren die Busse um 17.15 Uhr zur VHS-Galerie an der Wilhelmstraße. Anschließend geht es wieder zurück zur Künstlerzeche Unser Fritz. Dort spricht um 19 Uhr der ehemalige WAZ-Kulturredakteur Jörg Loskill.
Zu Künstlergesprächen mit Helmut Bettenhausen und Weggefährten laden die Städtische Galerie am 16. Mai, die Flottmann-Hallen am 23 Mai, die VHS-Galerie am 6. Juni ein, jeweils um 17 Uhr.
Die Ausstellung ist noch bis 29. Juni (Städtische Galerie bis zum 15. Juni) zu sehen. Der umfangreiche Katalog zur Ausstellung wird am 14. Juni in der Künstlerzeche Unser Fritz 2/3 vorgestellt.