Herne. . Das neue rollierende Verfahren, auf das die Stadtwerke ihre Abrechnungspraxis umgestellt haben, sorgt nicht bei allen Kunden für die erhofften glücklichen Gesichter.
Heftige Kritik übt Ralf Effenberg, Geschäftsführer der in Herten ansässigen SWG Wohnungsverwaltung (hervorgegangen aus der „Siedlungs- und Wohnungsbaugenossenschaft Wanne-Eickel eG“). „Ich bin sauer darüber und die Eigentümer, die wir vertreten zum Teil auch. Das rollierende System ist unausgegoren.“
Eingeführt wurde das neue Verfahren, um die Abrechnung zu entzerren. So unterteilten die Stadtwerke ihr Versorgungsgebiet in unterschiedliche Abrechnungsbezirke. Für den Kunden bedeutet dies, dass er seine Jahresendabrechnung je nach Bezirk erhält in dem er wohnt – und zwar über das Jahr verteilt. Den Vorteil sehen die Stadtwerke u.a. darin, dass ihre Kunden gerade im klassischen Rechnungsmonat Januar, in dem viele andere Zahlungen fällig sind, entlastet werden.
Ralf Effenberg, der einen Bestand von 650 Wohnungen in Herne verwaltet, sieht das eher kopfschüttelnd. In einem offenen Brief auf der Homepage seiner Firma, in dem er OB Horst Schiereck und den Stadtwerkechef Ulrich Koch namentlich nennt, sagt er, dass „Nutznießer des rollierenden Verfahrens eindeutig die Stadtwerke“ seien.
So sei es beispielsweise falsch, dass durchs aufs Jahr gestreckte Abrechnungsverfahren die Berater im telefonischen Kundenservice besser erreichbar seien, wie es die Stadtwerke darstellten. „Das stimmt doch nicht“, schimpft Effenberg, „der Service war trotz zigfacher Telefonkontaktversuche nicht erreichbar.“
Stadtwerke sind gesprächsbereit
Nicht bedacht worden sei zudem, dass Eigentümergemeinschaften wie er sie verwalte, beim Abrechnungsverfahren auf die Gleichung Wirtschaftsjahr gleich Kalenderjahr setzten. Dies würde sogar in entsprechenden Mietverträge explizit ausgewiesen. Zudem gebe es gesetzliche Vorschriften beispielsweise beim Wohneigentumsgesetz (WEG).
Damit könnten Jahresabrechnungen bei den Eigentümergemeinschaften juristisch angefochten werden. Als es Effenberg dann endlich gelungen war, doch noch einen Ansprechpartner zu erreichen, um auf die Schwierigkeiten hinzuweisen, da habe man sich davon nichts annehmen wollen. „Die sagen einfach ,das ist so’ und geben einem keine Chance.“
Ab Mitte des Jahres sind die Stadtwerke telefonisch besser erreichbar
Die Sprecherin der Stadtwerke, Angelika Kurzawa, allerdings bemerkt, dass das rollierende System mittlerweile Standard bei 90 Prozent der Energieversorger sei. Zudem habe es in der Vergangenheit immer individuelle Lösungen mit Hausverwaltern gegeben, seien im Vorfeld die ganz großen Verwalter direkt angesprochen worden.
Dominik Lasarz, Leiter des Kundencenters, will die Wogen glätten. „Bisher sind beide Seite immer zufrieden gewesen.“ Man werde Einigkeit herstellen und das Gespräch mit der SWG Wohnungsverwaltung suchen. Bei der telefonischen Erreichbarkeit habe der Kunde recht. Doch das Problem sei erkannt und werde geändert, so Kurzawa. „Das verlief in der Anfangszeit etwas holprig.“ Und Lasarz verspricht: „Ab Mitte des Jahres sind wir telefonisch besser erreichbar.“