Herne. . Die Schuldnerberatung Herne stellte gestern ihren Jahresbericht 2013 vor. Alarmierende Nachricht: Die Zahl der Schuldner stieg auf einen neuen Rekordwert. Besserung sei nicht in Sicht. Geschäftsführerin Susanne Wolf sieht zunehmend Einkommensarmut.

Eine gute Auslastung ist im Normalfall eine positive Nachricht - in diesem Fall ist es eine alarmierende Nachricht. Die Schuldnerberatung Herne hat alle Hände voll zu tun. Sie verzeichnete 2013 Höchststände bei der Zahl der Gläubiger sowie bei der Gesamt- und der durchschnittlichen Verschuldung pro Klient. „Die Entwicklung ist dramatisch“, betonte Geschäftsführerin Susanne Wolf bei der gestrigen Vorstellung des Jahresberichts.

Die nüchternen Zahlen: 6042 Gläubiger zählte die Schuldnerberatung im vergangenen Jahr. 2012 waren es 5347, 2008 nur 3274. Das entspricht einer Steigerung um über 80 Prozent. Die durchschnittliche Verschuldung pro Klient liegt bei 39 290 Euro (2012: 37 391 Euro; 2008: 32 129 Euro). Die meisten Betroffenen kommen aus Herne-Mitte und aus Wanne-Nord.

Immer mehr Hilfe für Senioren

Da überrascht es kaum, dass auch die Zahl der Insolvenzberatungen und Betreuungen Rekordwerte erreichten: 466 Fälle wurden im vergangenen Jahr betreut , nochmals 37 mehr als 2012. Gleich 629 Menschen lud die Schuldnerberatung zum Erstgespräch ein.

Schaut man hinter diese Werte, die im regionalen Vergleich offenbar herausragen, zeigen sich einige Entwicklungen, die bedenklich erscheinen. Hätten in den vergangenen Jahren die Ursachen für eine Überschuldung hauptsächlich beim Verlust des Arbeitsplatzes, bei Scheidung oder Krankheit gelegen, so Wolf, registriere sie nun zunehmend eine Einkommensarmut. Bezieher von Arbeitslosengeld II (und sogenannte Aufstocker) machten die größte Gruppe der Klienten aus.

Daneben ist die Schuldnerberatung immer öfter mit dem Phänomen der Altersarmut konfrontiert. Selbst kleinste Dinge seien für manche Senioren nicht mehr finanzierbar. Hinzu kommt die steigende Zahl von Energiesperren (die WAZ berichtete mehrfach). Manche Menschen, so Wolf, stünden inzwischen vor der Wahl, entweder sich zu ernähren oder Strom und Heizung zu haben. Konsequenz: Vor der eigentlichen Schuldenberatung stehe die Existenzsicherung wie Verhinderung von Obdachlosigkeit oder Energiesperren. Wolfs dringender Appell: „Die Leute müssen eher zu uns kommen.“ Doch Aufhellung sei kaum in Sicht. Der Blick aufs erste Quartal 2014 zeige: „Es wird nicht besser.“