Herne. . Seit 30 Jahren führt Branka Juran die Kneipe an der Neustraße in Herne-Mitte. Viele Prominente wie Jürgen von Manger oder Inge Meysel gehörten zu ihren Gästen. Die echten Stars aber sind für die 62-Jährige ihre Kunden.

Viel sortiert hat sie in den vergangenen Tagen, geklebt, gerahmt und hier und da und da auch ein paar Tränen vergossen beim Anblick der Fotos aus vergangenen Zeiten. Doch die 19 Bilderrahmen, die ab heute in ihrer Kneipe hängen, dem „Bierdeckel“, die wollte Branka Juran fertig haben. Pünktlich zum 30-jährigen Geburtstag ihrer Kneipe am 1. April. Prominente sind auf den Bildern zu sehen: Jürgen von Manger war hier, Inge Meysel und auch Roy Black. Einen Ehrenplatz bekommen diese Fotos aber nicht: „Bei mir ist jeder Gast prominent“, sagt die 62-Jährige stolz.

Dass heute an der Neustraße gefeiert wird, das versteht sich natürlich von selbst. „Ich kann hier nicht einfach abhauen, wenn ein Jubiläum ansteht. Das würden mir meine Gäste nicht verzeihen.“ Ihre Gäste, die sind für Branka – wie sie sich selbst stets nennt, – das Salz in der Suppe, der Senf zur Frikadelle. Genau die bringt die Wirtin mit dem feurigen Temperament oftmals von daheim mit. Verhungern muss im „Bierdeckel“ niemand, verdursten schon gar nicht.

Branka hat alle in ihr Herz geschlossen. Und als sie selbst schwer krank wurde, lange Zeit im Krankenhaus lag, da bekam sie täglich Besuch von ihren Gästen, vor allem aber die nötige seelische Unterstützung. Genau deshalb muss sie keine Sekunde überlegen bei der Frage, ob sie ihren Job als Wirtin jemals bereut habe: „Würde ich wiedergeboren, ich würde alles genau so machen.“

„Ich wollte es fünf Jahre versuchen“

Obwohl: Geglaubt hat sie damals nicht daran, als sie vor 30 Jahren erstmals die Kneipentür aufschloss. „Ich wollte es höchstens fünf Jahre versuchen.“ Zuvor reiste die gebürtige Kroatin, die mit 17 Jahren nach Deutschland kam, durch ganz Europa, arbeitete bei „Hallo Reisen“. Sie kennt den kompletten Kontinent, „allein in London war ich noch nie“, so die Frau, die neben deutsch und kroatisch ebenfalls Englisch, Italienisch, Russisch und etwas Spanisch spricht. Auch als Dolmetscherin war sie unterwegs, für die Polizei oder das Arbeitsgericht, hier in Herne. „Bis heute werde ich angerufen, wenn ich dort gebraucht werde.“

Aber so spannend und schön diese Zeiten auch waren: Ihre Kundschaft, die kann nichts ersetzen. „Ich habe gezählt, es sind allein 200 Stammgäste.“ Gemeinsam mit Branka erlebten sie, wie das Lokal zunächst „Von Acht bis Acht“ hieß, dann nach einem weiteren Umbau in „Fiege Stübchen“ umbenannt wurde – und aufgrund der vielen Fiege-Bierdeckel später halt zum „Bierdeckel“ wurde. Geblieben ist neben der Biersorte die Chefin. Das Geheimnis ihres Erfolges? „Du musst korrekt zu deinen Gästen sein, lieber mal einen ausgeben, statt einen Strich zu viel auf den Deckel zu schreiben.“

Ihr Auskommen habe sie dennoch immer gehabt, „man darf halt nur nicht über seine Verhältnisse leben“, sagt die Frau, die mitten im Leben steht. Allein die Umstellung zum Euro, die spürte sie finanziell dann doch: „Die Leute haben seither einfach weniger Geld in der Tasche.“ Auch das Nichtrauchergesetz wirke sich nicht gerade günstig für die Wirtin aus. Doch sei es drum. Wie lange sie noch weitermachen möchte? „So lange meine Ärzte mir noch TÜV geben.“

Darauf ein dreifaches Prost!