Herne. . Der große Humorist starb vor 20 Jahren in Herne. Der Germanist Joachim Wittkowski hat sich sprachlich und inhaltlich mit seinem Werk auseinandergesetzt und im letzten Jahr unveröffentlichte Manuskripte aus dem Nachlass herausgegeben. Für ihn sind die „Stückskes“ trotz etwas „Patina“ aktuell.

Wer an Jürgen von Manger denkt, hat Adolf Tegtmeier im Ohr. Seine Stimme, seinen Tonfall, sein unvergleichliches Ruhrgebietsdeutsch oder das, was zumindest in anderen Teilen des Landes dafür gehalten wird. 20 Jahre nach seinem Tod lebt der Humorist in Tondokumenten weiter und in zwei Büchern mit Kabarett-Szenen, „Stückskes“ genannt. „Bleibense Mensch!“ hat von Manger 1966 selbst veröffentlicht. Joachim Wittkowski hat im letzten Jahr nachgelegt und mit „,Der Abschied’ und andere Stückskes aus dem Nachlass“ weitere 15 Texte aus dem Deutschen Kabarettarchiv in Mainz als Buch herausgegeben.

Es war in erster Linie der Germanist Wittkowski, den diese Veröffentlichung reizte, wenngleich seine Wanne-Eickeler Herkunft den Lehrbeauftragten an der Ruhr-Universität Bochum zusätzlich beflügelt haben mag. „Ich habe ein Faible für die Literatur, die nicht so im Focus steht“, sagt Joachim Wittkowski, der u.a. auch über den Krimi und Schulgeschichten aus dem Ruhrgebiet („Hic, haec, hoc“) schon publiziert hat.

Anleihen an das Ruhrgebietsdeutsch

Sprachlich stellt Wittkowski lediglich „Anleihen an das Ruhrgebietsdeutsch“ bei Jürgen von Manger fest, was zur Folge habe, „dass er überall gut zu verstehen ist“ - im Gegensatz zu einem Ludwig Thoma. Humoriges auf Bayrisch, Schwäbisch, Hessisch ... schwer zu lesen außerhalb dieser Regionen. Der Tegtmeier unterdessen mische den Dialekt des Ruhrgebiets, der „näher ist am Hochdeutschen als alle meinen“, mit standardsprachlichen Formulierungen.

Während Fernsehformate wie „Tegtmeiers Reisen“ von Manger fremde Texte in den Mund legten, waren die „Stückskes“ eigenhändig für Tourneen und das Radio auf der Schreibmaschine mit Durchschlägen geschrieben, weiß der Manger-Experte. Oft existieren sie in vier oder fünf Versionen - ergänzt, korrigiert, aktualisiert. „Humor mit doppeltem Boden“, bescheinigt Wittkowski ihnen und nennt „Der Abschied“ als Beispiel. Eine Zeche wird geschlossen und Tegtmeier, scheinbar naiv, teilt gegen die Kohlepolitik scharf aus. Ob Atomindustrie oder modernes Theater: Tegtmeier „legt den Finger in die Wunde“, sagt der Germanist. Seine Stückskes „haben Patina, sind aber im Kern der Aussage aktuell“. Die Doppelbödigkeit sieht Wittkowski bei den meisten „Erben“ Tegtmeiers aus der Comedy- und Kabarett-Szene nicht - mit drei Ausnahmen: Piet Klocke, Herbert Knebel und Gerd Dudenhöfer.