Herne. Ein Kulturbeamter der Stadt Herne muss sich vor dem Landgericht Bochum verantworten. Es geht um vorgetäuschte Geldanlagen, horrende Zinsversprechen und Griffe in die Kasse der Flottmann-Hallen. Der Gesamtschaden beläuft sich auf rund 780.000 Euro. Mitangeklagt sind seine Tochter und ein Bekannter.

Sein Leben war eine einzige Lüge. Jahrelang hat ein Beamter der Stadt Herne ein geheimes Doppelleben geführt. Dabei griff er auch in die Kasse der Flottmann-Hallen. Seit Montag steht er in Bochum vor Gericht.

Die Anklage der Staatsanwaltschaft hat es in sich. Es geht um vorgetäuschte Geldanlagen, horrende Zinsversprechen und immer neue Legenden. Der Gesamtschaden beläuft sich auf rund 780.000 Euro.

Kontakte zur Versicherungs-gesellschaft vorgetäuscht

Zum Prozessauftakt hat der Ex-Verwaltungsleiter ein Geständnis abgelegt. „Ich habe Personen, mit denen ich schöne Zeiten verlebt habe, jämmerlich betrogen“, sagte er unter Tränen. „Für jeden Einzelnen tut es mir unendlich leid.“ Der zurzeit suspendierte Beamte hatte schon im Sommer 2000 damit begonnen, Freunden und Verwandten von einer Art wundersamer Geldvermehrung zu erzählen. Er täuschte Kontakte zu einer großen Versicherungsgesellschaft vor, die Geldanlagen mit 10 bis 20 Prozent verzinsen würde. Sein erstes Opfer: der Onkel seiner Ehefrau.

Der heute 53-Jährige war so überzeugend, dass ihm immer mehr Menschen ihre Ersparnisse anvertrauten. Manche nahmen sogar extra Kredite auf. Was niemand ahnte: Das Geld wurde niemals angelegt.

Der Angeklagte hatte eine Art Schneeballsystem aufgebaut: Wenn er neues Geld erhielt, bediente er damit erst einmal die drängendsten Forderungen der älteren Kunden. Den Rest gab er offenbar aus. Elf Jahre schöpfte niemand Verdacht, dann ging der Herner selbst zur Polizei. „Die psychische Belastung war für mich enorm gestiegen“, sagte er zum Prozessauftakt.

Geld lag unter der Gummimatte

Zuletzt war der 53-jährige nicht einmal davor zurückgeschreckt, gleich mehrfach in die Kasse der Flottmann-Hallen zu greifen. Dort fehlen insgesamt rund 12.000 Euro. Der größte Einzelposten umfasste 6127 Euro. „Das Geld lag unter der Gummimatte meines Autos“, sagte der Angeklagte den Richtern. Irgendwann habe er damit andere Forderungen beglichen.

Mitangeklagt sind ein Bekannter und die Tochter des Herners. Über ihr Konto waren einige der Geldanlage-Geschäfte abgewickelt worden.