Herne. . Vor einem halben Jahr wechselte Martin Krause seine wissenschaftliche Arbeit an der Ruhr-Uni Bochum mit der Stelle des Geschäftsführers beim DRK Herne und Wanne-Eickel. Er hat das bis jetzt noch keinen Tag bereut. Auch wenn das DRK, wie viele Wohlfahrtsverbände, mit Problemen zu kämpfen hat.

Seit einem halben Jahr ist Martin Krause Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Herne und Wanne-Eickel. Über erste Erfahrungen sprach mit ihm WAZ-Redakteurin Gabriele Heimeier.

Ihr Vorgänger ist nach kurzer Zeit eher friedlich, ihr Vorvorgänger nach noch kürzer Zeit eher schiedlich gegangen. Wie sieht es mit Ihnen aus?

Krause: (schmunzelt) Ich richte mich schon dauerhaft ein und fühle mich hier wohl. Als langjähriger ehrenamtlicher Mitarbeiter und ehemaliges Vorstandsmitglied kenne ich den Verband ja auch sehr gut. Die Zusammenarbeit mit dem Vorstand und der Vorsitzenden, Magdalene Sonnenschein, ist ausgesprochen vertrauensvoll. Den Wechsel von der Uni hierher habe ich noch keinen Tag bereut.

Hat es im vergangenen halben Jahr Veränderungen gegeben?

Das DRK in Herne und Wanne-Eickel ist ja sehr breit aufgestellt, weshalb es sinnvoll ist, Verantwortung zu verteilen. Ich komme nicht aus dem Pflegesektor, halte es aber für wichtig, dort einen ausgewiesenen Experten zu haben. Anfang Oktober haben wir deshalb mit Jörg Clewemann einen Fachmann für den kompletten Bereich der Pflege - ambulant und stationär - eingestellt.

Worauf konzentrieren Sie sich?

Die Gesamtverantwortung für die Altenpflege bleibt mir ja. Aber es gibt daneben auch noch den großen Bereich der Wohlfahrtspflege, den gesamten kaufmännischen Part einschließlich Personal und Qualitätsmanagement. Und ich bin auch Ansprechpartner für die Ehrenamtler. Zurzeit sehe ich mir mit dem Fachbereichsleiter „Pflege“ Inhalte und Struktur jeder einzelnen Einrichtung an, um sie besser kennen zu lernen.

Gibt es größere Baustellen?

Wir suchen dringend nach einer Unterkunft für unsere Katastrophenschutzeinheit. Wir waren bislang auf dem Heitkampgelände an der Langekampstraße, konnten dort aber wegen der Insolvenz von Heitkamp nicht bleiben. Betroffen sind davon zwei Einheiten mit 66 Ehrenamtlichen und mehrere Fahrzeuge.

Verbände und Verein klagen darüber, dass es immer weniger Ehrenamtliche gibt. Wie sieht es beim DRK aus?

Wir haben im Prinzip zwei Gruppen: junge Leute, die sich während ihrer Schul- oder Ausbildungszeit engagieren und ältere ab Mitte, Ende 50. Beide sind für uns sehr wichtig, viele Angebote im sozialen Sektor ließen sich ohne sie nicht oder nur sehr eingeschränkt aufrecht erhalten. Was uns fehlt - und das ist fast überall so - ist der Mittelbau. Es ist auch eine Frage, wie man Ehrenamtliche motivieren kann. Geld scheidet per se aus; aber Qualifizierungsangebote sind zum Beispiel ein Anreiz, vor allem, wenn man vielleicht auch beruflich darauf aufbauen kann, wie zum Beispiel bei unter Ausbildung zu Rettungsanitätern oder -helfern.

Viele Verbände hatten große Sorgen, als der Zivildienst abgeschafft wurde . . .

. . . dafür haben wir jetzt den Bundesfreiwilligendienst. Wir haben sehr viele Anfragen und auch in allen Einrichtungen Bufdis, jetzt besonders, wegen des doppelten Abiturjahrgangs. Allerdings müssen wir uns aktiver um Bufdis bemühen als früher um die Zivis. Ein Vorteil der Bufdis ist, dass wir dabei alle Altersstufen haben.

Das DRK Wanne-Eickel und Herne sind erst vor wenigen Jahren fusioniert. Sind die beiden ehemaligen Kreisverbände inzwischen zusammengewachshen?

Ich war immer in Verfechter der Fusion; Herne ist zu klein für zwei Kreisverbände. Aber wir waren sehr heterogen strukturiert, vor allem war der Wanne-Eickeler Kreisverband mit allein 350 bis 400 Hauptamtlichen sehr viel größer als der Herner mit vier oder fünf. Im ehrenamtlichen Bereich waren wir beide gut aufgestellt. Bei der Breitenausbildung war die Fusion überhaupt kein Problem, bei der Blutspende wachsen wir langsam zusammen.

Hat es wegen der Fusion Austritte gegeben?

Einige wenige. Viel mehr verlieren wir Mitglieder aus Gründen der Altersstruktur, unsere älteren Mitglieder versterben, kommen ins Heim oder ziehen weg zu ihren Kindern. Vor drei Jahren hatten wir 4500 Mitglieder, jetzt sind es noch 3500.

Wie lässt sich diese Entwicklung stoppen?

Es wird auch auf Ebene der Landesarbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände überlegt, wie wir junge Menschen gewinnen können. Der Punkt ist ja: Wir nehmen für die Gesellschaft wichtige Aufgaben wahr. Wenn wir nicht mehr genug Mitgliedsbeiträge bekommen, um sie finanzieren zu können - wer macht es dann? Stadt und Staat?

Gibt es denn hier vor Ort konkrete Ansätze?

Wir versuchen mit jungen Leuten über die Schulen oder die Ausbildung in Kontakt zu kommen oder über Aktionen wie bei Zurbrüggen, wo die Blutspendeaktion sehr gut angekommen ist. Wir werden auch unsere Kontakte zu den islamischen Gemeinden weiter intensivieren. Das Thema „Pflege von Migranten“ wird in nächster Zeit außerdem auch auf uns zukommen.

Sie waren jahrelang im Einsatzdienst bei der Cranger Kirmes. Vermissen Sie diese Aufgabe?

Ich bin ja trotzdem auf der Kirmes, zum Beispiel in unserer Kuchenbude und beim Seniorennachmittag. Und als Wanner gehe ich natürlich sowieso auch privat hin.

Zur Person

Martin Krause (40) ist gebürtiger Wanne-Eickeler. Er hat von 1993 bis 1998 an der Ruhruni Bochum studiert und mit dem Diplom abgeschlossen. Anschließend wechselte er zum Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln und promovierte 2003 an der Uni Bonn.2004 ging er wieder zurück zur Ruhr-Uni Bochum. Sein Schwerpunkt im Fachbereich Biologie: Neurowissenschaften. Mitglied im DRK ist er schon seit 1993, zunächst beim Katastrophenschutz, später bei der Erste-Hilfe-Ausbildung. Dem Vorstand gehört er seit 1998 an. Dieses Amt legte er nieder, als er Geschäftsführer wurde.Martin Krause wohnt in Wanne und ist Vater von zwei Kindern