Herne. . Herne hatte auch 2013 einige Nackenschläge zu verkraften, etwa die Stellenstreichungen bei BTMT oder die Stilllegung der Produktion bei ter Hell. Doch bei all diesen schlechten Nachrichten werden die guten zu schnell ausgeblendet. Ein Kommentar.

Prima Sache, dieses Internet. In seinen Weiten kann man im Schutze der Anonymität mehr oder weniger gehaltvolle Kommentare loswerden. Zu den eifrigen Beobachtern gehört zum Beispiel der Nutzer des Pseudonyms „Horsthausener“. Seine Kommentare beendet er gerne mit dem Satz „Herne hat fertich“, gerne in Abwandlungen. Als die Nachricht von der Schließung des Sasol-Werks platzte, wählte er die Variante: „Gibt es noch eine Steigerung zu total fertich? Herne!“

Nette Formulierung, stimmt aber so nicht!

Dass Herne dicke Probleme hat, ist unbestritten: Die Arbeitslosigkeit ist hoch, der traurige Platz in der Spitzengruppe des Ruhrgebiets ist festzementiert. Zeitweilig lag Herne sogar an der Spitze. Das löst wiederum andere Probleme aus wie Armutsrisiko, schwache Kaufkraft. Herne ist in Ranglisten die übliche verdächtige Stadt für letzte Plätze.

Auch in diesem Jahr gab es schlechte Nachrichten: Bei BTMT fallen mehr als 100 Arbeitsplätze weg, ter Hell schließt seine Produktion. Doch bei diesen Nackenschlägen sind die Herner Standorte quasi ferngesteuert, werden die Entscheidungen ganz woanders getroffen - siehe Opel. Wobei man im Falle von ter Hell durchaus die kritische Frage stellen muss, wie sich ein siebenstelliger Investitionsstau bilden konnte, mit dem die Schließung begründet wurde.

Doch bei all den schlechten Nachrichten werden die guten zu schnell ausgeblendet. Ganz vorne ist jene zu nennen, dass Sasol zunächst gerettet ist und die 130 Mitarbeiter nicht auf der Straße stehen.

Darüber hinaus investiert eine Reihe von Unternehmen in Herne. Und das nicht zu knapp. Das Verbandmittel-Unternehmen Noba und das Bio-Handelshaus Dennree haben sich im Gewerbepark Hibernia niedergelassen, L’Osteria sorgt für eine kulinarische Erweiterung. Das Argument, dass auf Hibernia nur Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor entstehen, verfängt nicht. Dort haben sich bereits eine Reihe von Meisterbetrieben niedergelassen.

Die Reihe der Investitionen lässt sich fortsetzen: Adams Armaturen hat eine neue Fertigungshalle gebaut, in direkter Nachbarschaft hat sich die Wattenscheider Bereket-Gruppe mit einem Produktionsstandort für Tiefkühl-Backwaren niedergelassen. Ein paar hundert Meter weiter entsteht am Westring die neue NRW-Zentrale des Versicherungsunternehmens „Büchner Barella Inferma“. Vulkan steht kurz vor dem Baubeginn für eine neue Firmenzentrale an der Heerstraße. Heitkamp Erd- und Straßenbau ist Wanne-Eickel treu geblieben und hat kräftig in die neue Zentrale an der Wilhelmstraße investiert.

Addiert man all diese Investitionssummen, steht unter dem Strich mindestens ein hoher zweistelliger Millionenbetrag.

Hinzu kommen einige Pläne, die auf ihre Verwirklichung warten - und im Falle des Dorn-Geländes durch die starre Haltung der Essener Sparkasse verzögert werden. Doch vielleicht singt man ja in Herne eines Tages „Oh, happy Day“.