Ralf Lehmke wurde von einem angeblichen Mitarbeiter der Telekom hereingelegt. Fast wäre der ehemalige Chemielehrer zu Eon gewechselt. Die Verbraucherzentrale warnt vor schnellen Verträgen an der Haustür.

In diesen Tagen steht bei manchen Leuten nicht nur der Weihnachtsmann oder das neue Jahr vor der Tür. Es kann auch ein Mann mit einer dubiosen Werbemasche sein, wie es bei Ralf Lemke der Fall war. Der 79-Jährige bekam zum Fest – fast – einen neuen Stromversorger. Den Vertrag hatte der ehemalige Chemielehrer schon unterschrieben. Im Nachhinein fasst er sich an den Kopf, wie er das nur machen konnte. Und er wendet sich an seine Mitbürger, um vor „geschickten“ Vertretern zu warnen.

Der Mann an Lemkes Haustür gab sich als Mitarbeiter der Telekom aus, „er hatte eine Telekom-Uniform an und zeigte mir sogar seinen Dienstausweis, Andreas Peters lautete der Name“, erzählt Lemke. Der war die Eintrittskarte. Denn nach der „offiziellen“ Überprüfung des Internetanschlusses und der Ankündigung, ein Gerät auszutauschen, wechselte Peters das Thema. „Er erklärte meiner Frau und mir in unserem Wohnzimmer, dass die Telekom die jährliche Abrechnung von Strom und Gas ab 2014 organisieren werde. Durch diese Zusammenarbeit würde der Strompreis um 30 Prozent geringer ausfallen.“

In gutem Glauben unterschrieb Lemke einen Vertrag, der, wie sich später herausstellte – einen Stromversorger-Wechsel von den Herner Stadtwerken zu Eon bedeutete. „Ich muss zugeben, ich habe bis zu diesem Zeitpunkt keinen Verdacht geschöpft“, erinnert sich Lemke. Erst als er einen Anruf von Herrn Peters erhielt , dass er zu alt für das günstige Strompreisangebot sei, und man sein Alter im Antragsformular um fünf Jahre ändern müsse, wurde Lemke stutzig. Und lehnte ab. Der Werbestratege selbst lässt sich auch auf Nachfrage der WAZ nicht beirren und gibt sich weiterhin als „Mitarbeiter im Telekom-Vertrieb“ aus: „Wir kooperieren mit Eon“, sagte Peters im Gespräch mit dieser Zeitung. Er habe Ralf Lemke alles genau erklärt, behauptet Peters. Die Telekom selbst weist eine Zusammenarbeit mit Andreas Peters weit von sich: „Nach allem, was ich in Erfahrung bringen konnte, kennen wir Andreas Peters nicht“, erklärt Telekom-Sprecher George-Stephen McKinney.

Alle Mitarbeiter bzw. Vertriebspartner seien eindeutig an ihrer Kleidung erkennbar. Zudem vermarkte die Telekom überhaupt keine Stromtarife, erläutert McKinney.

Die Verbraucherzentrale Herne warnt vor Geschäftsabschlüssen an der Haustür: „Das sind Profis, die sollte man auf keinen Fall hereinlassen“, rät Veronika Zoller. Wenn man sich schon auf ein Gespräch einlasse, dann solle man aber auf keinen Fall direkt einen Vertrag unterschreiben, sondern um Bedenkzeit bitten.

Für Ralf Lemke ist alles noch mal gut gegangen. Bei Vertretern an der Haustür will er jetzt noch vorsichtiger sein. Und sind sie noch so gut verkleidet.