Herne. . Honig gehört zu den Lebensmitteln, die sich die Menschheit schon seit Jahrtausenden schmecken lässt, und auch heute noch verleiht er manchem Weihnachtsgebäck erst den typischen Geschmack. Gewonnen wird er nicht nur auf Obstplantagen oder Rapsfeldern - sondern auch hier, mitten im Revier: in Herne-Horsthausen.
Schon die Steinzeitmenschen liebten ihn, und im alten Ägypten galt er gar als „Speise der Götter“: Honig. Lange Zeit war er das einzige Süßungsmittel, und auch heute noch ist er für manches unserer geliebten Weihnachtsplätzchen unverzichtbar. Nicht zuletzt durch die Biowelle hat der Honig eine regelrechte Renaissance erlebt: Imkerhonig, wie ihn zum Beispiel Jürgen Schulze auf dem Herner Weihnachtsmarkt und beim Strünkeder Advent verkauft, ist ein reines Naturprodukt und daran zu erkennen, dass er sich im Laufe der Zeit verändert, weil die Enzyme noch aktiv sind. Der kristallisierende Zucker sorgt dafür, dass Honig fest wird - ein für naturbelassenen Honig normaler Vorgang. Wird er erwärmt (aber nicht über 40 Grad!), wird er wieder flüssig.
Hobby-Imker seit 21 Jahren
Seit 21 Jahren imkert Jürgen Schulze, die ersten Völker bekam er geschenkt, als er noch in Berlin lebte. „Dort gab es optimale Bedingungen für Bienen. Große Alleen mit Linden und Kastanien“, gerät er geradezu ins Schwärmen. Eine Kastanie hat er jetzt auch in seinem Schrebergarten „Am Stichkanal“ in Horsthausen gepflanzt, wo seine 15 Bienenstöcke stehen. Aber bis seine Bienen dort genügend Nahrung finden, wird es noch dauern.
So saugen sie Nektar und sammeln Pollen an den Pflanzen, die sie im Umfeld finden, je nach Jahreszeit. „Blütenhonig“ und „Sommertracht“ gewinnt Jürgen Schulze daraus. Bienen können zwar zur Not auch mal vier bis fünf Kilometer weit fliegen, um an Nahrungsquellen zu kommen, versuchen das aber nach Möglichkeit zu vermeiden, um Kraft zu sparen. Deshalb weiß Jürgen Schulze zwar nicht genau, an welchen Pflanzen seine Bienen genippt haben, wohl aber, woher der Honig stammt: Aus Horsthausen nämlich und ein bisschen auch aus Castrop-Rauxel.
30 bis 40 Kilo Honig
In guten Jahren, sagt Schulze, könne er hier von einem Volk 30 bis 40 Kilo Honig gewinnen. Dieses und auch das vergangene Jahr seien aber alles andere als gute Bienenjahre gewesen. So begann der Frühling in diesem Jahr viel zu spät, ein kompletter Monat war für die Bienen verloren. „Das holen sie dann auch nicht mehr raus“, so Schulze. Deshalb seien sowohl bei ihm als auch bei seinen Kollegen so gut wie alle Vorräte aufgebraucht. Abgesehen vom Weihnachtsmarkt verkaufe er Honig und andere Bienenprodukte wie Pollen und Wachs als Hobby-Imker im Wesentlichen nur an Verwandte, Freunde und Bekannte. Und dieses Jahr müsse er tatsächlich aufpassen, dass er noch einige Gläser für sich und seine Frau aufspare – bis der neue Honig kommt.
Im Winter kuscheln die Bienen im Stock
Die meisten von Schulzes Bienen kuscheln zurzeit in großen Trauben in ihrem Stock, um sich warm zu halten. Doch bei Temperaturen über zehn Grad, wie in den vergangenen Tagen, traut sich die eine oder andere auch schon mal vor die Tür und macht einen kurzen Ausflug. Während den Winterbienen eine Lebensdauer von August/September bis etwa April des nächsten Jahres beschieden ist, leben Sommerbienen nur vier Wochen lang und müssen arbeiten, arbeiten, arbeiten: sie putzen den Stock, ernähren die Brut, bewachen ihr Volk und sammeln schließlich Nektar und Pollen. Weil der Imker ihnen ja den Honig, den sie eigentlich für die eigene Ernährung brauchen, wegnimmt, bekommen sie im Winter eine Zuckerlösung: Ab August füttert Schulze pro Volk 15 Kilo Zucker - womit die Bienen etwa 14 Tage auskommen. Dann gibt es Nachschub.
Alle neun Tage sieht Jürgen Schulze spätestens nach seinen Bienen. Vor allem im Sommer. Urlaub zu machen, ist für ihn schwierig und nur außerhalb der Saison möglich. Trotzdem möchte er auf die Imkerei nicht verzichten. „Wer einmal Bienen hat, kommt nicht mehr davon los“, sagt er. Und wie isst er seinen Honig am liebsten? Der inzwischen pensionierte Koch lacht: „Auf einer Scheibe Brot oder einem Brötchen.“