Wanne-Eickel. . Eine rund 80 Meter lange und fünf Meter hohe Hecke hat die Ev. Kirchengemeinde Eickel am Friedhof komplett zurückschneiden lassen - zum Entsetzen von Anwohnerin Ursula Herzig. Der Kahlschlag habe ihr nicht nur den Sichtschutz genommen, so die Klage, sondern widespreche auch dem Naturschutz.

Alles andere als eine schöne Bescherung: Ursula Herzig traute ihren Augen kaum, als sie in dieser Woche aus dem Fenster schaute. Fast die komplette Hecke des angrenzenden evangelischen Friedhofs Edmund-Weber-Straße/Richard-Wagner-Straße war einem Kahlschlag zum Opfer gefallen. Nicht nur der Verlust des Sichtschutzes bringt die Anwohnerin auf 180: „Auch aus Naturschutzgründen ist das eine Katastrophe“, sagt Ursula Herzig. Denn: In der Hecke hätten immer zahlreiche Vögel gebrütet.

Jörg Zogass, Pfarrer der Evangelischen Kirchengmeinde Eickel, sprach gegenüber der Bürgerin und der WAZ sein Bedauern über den Vorfall aus. Doch auch darauf weist er nach Gesprächen mit Verantwortlichen der Gemeinde – Zogass selbst war drei Wochen nicht im Dienst – hin: „Drei andere Anwohner haben uns fast schon dazu gedrängt, die Hecke zurückzuschneiden“, sagt der Seelsorger. Sie hätten darüber geklagt, dass sie kein Licht im Wohnzimmer hätten und/oder ihr Garten unter den schlechten Lichtverhältnissen leide. Und: Da die Gemeinde finanziell genau kalkulieren müsse, sei es ihr auch nicht möglich, die rund 80 Meter lange Hecke in kürzeren Intervallen zurückzuschneiden.

Nach dem Rückschnitt hätten Mitarbeiter von Stadtgrün vor Ort festgestellt, dass alles mit rechten Dingen zugegangen sei, berichtet Jörg Zogass. Hintergrund: Die Vegetationszeit dauert von 1. März bis 30. September. Nur in diesem Zeitraum dürfen Bäume nicht gefällt und Hecken nur schonend zurückgeschnitten werden.

Ein Missverständnis

In einem Punkt räumt der Pfarrer allerdings ein Versäumnis ein: „Wir wussten, dass Frau Herzig sich gegen eine solche Maßnahme aussprechen würde.“ Da der Gemeinde an einem guten Miteinander mit der Nachbarschaft gelegen sei, sollte der Bereich des Grundstücks von Ursula Herzig ausgenommen werden. Die Betonung liegt auf „sollte“. „Da ist etwas schief gelaufen“, bedauert Zogass. Der beauftragte Gärtner habe offenbar etwas missverstanden. Darüber sei er „wütend und traurig“, erklärt der Geistliche.

Als Entschädigung wolle die Gemeinde der Betroffenen nun anbieten, im Bereich ihres Grundstücks immergrüne Sträucher zu pflanzen. Ursula Herzig will diese Entschuldigung annehmen, weist aber zurück, dass die Nachbarschaft einheitlich für einen Kahlschlag plädiert habe. Ein Nachbar habe ihr versichert, dass es ihnen nur um eine Auslichtung der Hecke gegangen sei, nicht um einen derart weitreichenden Rückschnitt.