Wanne-Eickel. . Pottporus-Kopf Zekai Fenerci hat den Impuls zum Aufbau des Kreativquartiers in Wanne gegeben. Er kämpft für seine Vision von einer neuen Kultur. Sein Geld verdient er als Logistiker bei der Bahn. Der 41-Jährige sieht sich als Teil eines Uhrwerks - Stillstand ist ihm ein Graus.

Sein jüngstes Kind wurde mit Spannung erwartet. Ein Kreativquartier in Wanne-Eickel, das gab es bisher dort noch nicht. Am 6. Dezember wurde es auf den Namen KHaus getauft, eine Woche lang kamen die Besucher. Zekai Fenerci heißt der Vater, und er hat ein gutes Gefühl: „Ich bin sicher, dass das Kind vernünftig heranwachsen kann.“

Es ist nicht das erste Projekt, dem Fenerci (41) auf die Welt geholfen hat. 2007 hat er Pottporus gegründet, den Verein, der die junge urbane Kultur vor Ort fördert und unter dessen Dach die Tanzkompanie Renegade, das junge pottporus und die Danceschool gedeihen. Jetzt freut er sich, ein Gemeinschaftsprojekt angestoßen zu haben. Kreative, die Stadt, die Wirtschaftsförderung, alle ziehen mit. Besonders in Peter Weber, dem Kulturamts-Chef, hat Fenerci, der gerne als „Macher“ bezeichnet wird, einen überzeugten Mitstreiter gefunden.

In Wanne-Eickel aufgewachsen

Überzeugt heißt für Zekai Fenerci: „Ich zieh das jetzt durch, auch wenn meine Familie darunter leidet und ich Tage und Wochen müde bin.“ So wie es immer ist, wenn er etwas entwickelt. Eine neue Form der Kultur, die nicht Sozialarbeit ist, aber alle mitnimmt, ob deutsch, türkisch oder russisch. Von der Migrantenkultur, wie sie sich auf Festen manifestiert, hält er wenig. „Ich sag nicht, dass die Türken ihre Kultur verraten sollen“, stellt er klar. Aber Kulturarbeit darf sich für ihn nicht an Folklore und Vergangenheit klammern. „Ich bin mit anderthalb Jahren nach Deutschland gekommen“, sagt Fenerci. „Na klar, die Türkei ist meine Heimat. Aber ich werde dort nicht leben.“ Wenn seine Eltern jedes Jahr ans Schwarze Meer fahren, findet er das in Ordnung. Es ist der Ort ihrer Kindheit und ihrer Erinnerungen, dort können sie von alten Zeiten sprechen.

Seine eigenen Erinnerungen sind in Wanne-Eickel verortet. Der Vater wurde als Bergmann angeworben und holte die Familie nach. Zekai wuchs in der Schalkestraße, dann in der Thiesstraße auf und ging zur Michaelschule und später zu Königin-Luise-Schule. Er hat einen deutschen Pass, Freunde aus allen Nationen und - selbst Moslem - eine syrische Frau christlich-orthodoxen Glaubens. „Ich trinke türkischen Tee, ich höre türkische Musik und mich interessiert, was in der Türkei passiert“, sagt er. Aber eben nicht nur.

Sein Sohn ist zwei und freut sich gerade auf Weihnachten. Wenn dieses Kind groß ist, ist Fenerci überzeugt, wird er sich andere Fragen stellen. „Die Welt dreht sich“ - eine der vielen Wendungen, die er benutzt, um zu sagen: Leute, guckt nach vorne, bleibt nicht stehen. „Wir haben alle eine Rolle“, glaubt er. Wie in einem Schweizer Uhrwerk. „Und ich dreh auch an einem kleinen Rädchen. Dafür war ich gedacht.“