Herne. . Vor 20 Jahren erhängte sich im Abschiebegefängnis Herne der Sudanese Emanuel Thomas Tout. Die Evangelische Kirche lud rund um den Jahrestag zu einer Gedenkfeier auf den Wiescherfriedhof nach Herne ein. Dabei wurde an das Schicksal des jungen Mannes erinnert.

Emanuel Thomas Tout erhängte sich kurz vor Weihnachten, aus Angst vor der Abschiebung in sein Heimatland, dem Sudan. Am 30.12.1993 wurde er auf dem Wiescherfriedhof beigesetzt. Am Mittwoch fand eine Gedenkveranstaltung für ihn statt.

Der evangelische Kirchenkreis lud um 11Uhr mit Pfarrer Ludger Plümpe von der katholischen Kirchengemeinde Herz-Jesu sowie Pfarrer Horst Hoffmann und seinen Schülern vom Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung zu der nunmehr 20. Gedenkveranstaltung, um an den Verzweiflungstod von Emanuel Thomas Tout (23) zu erinnern. Ausgesucht dafür wurde der 18. Dezember, da er zeitlich in der Nähe des Tags der Menschenrechte am 10. Dezember liegt. Wegen des Bürgerkrieges im Sudan sei der afrikanisch-stämmige Christ damals nach Deutschland geflohen und habe auf Asyl gehofft, erklärte Karl-Heinz-Hoffmann vom Flüchtlingsreferat Herne.

Tout litt mehrere Tage

Vergeblich: Der Asylantrag sei abgelehnt und Tout ins damalige Abschiebegefängnis am Bergelmanns Hof in Herne-Mitte überstellt worden. Bei der Abschiebung wäre er ins muslimische Khartum ausgeflogen worden, „wo er Verfolgung und Folter ausgesetzt gewesen wäre“, sagte Martin Domke, Geschäftsführer des Eine Welt Zentrums Herne. Er habe so viel Angst davor gehabt, „dass er den Suizid vorgezogen habe“. Tout sei nicht sofort gestorben, „er litt mehrere Tage, bis es zu Ende ging“, so Domke bestürzt.

Das Abschiebegefängnis habe später dicht gemacht, dafür sei eine neue Abschiebeanstalt in Bühren geöffnet worden, so Hoffmann vom Flüchtlingsreferat. „Wir wollten, dass die Abschiebehaft abgeschafft wird und Flüchtlinge unter vernünftigen Bedingungen leben können“, erklärte er. Stattdessen seien die Abschiebe-Häftlinge in Herne aus dem Blickfeld verschwunden.

Gedenkstein auf dem Friedhof

Der Sudan befand sich von 1983 bis 2005 im Bürgerkrieg.

Tout bekam 1993 ein Sozialbegräbnis durch die Stadt Herne. Es wurde ausgehandelt, dass die eigentliche Ruhezeit von zwölf Jahren verdoppelt wird. Das Eine Welt Zentrum (EWZ) will sich nun für eine weitere Verlängerung einsetzen. Auf Touts Grab steht ein Gedenkstein, vorher war dort ein Holzkreuz.

Das Eine Welt Zentrum Herne ist eine kirchliche Arbeitsstelle, die Projekte durchführt, die sich für die Menschenrechte einsetzen. Schwerpunkte sind die Partnerschaftsarbeit mit Bukavu/Kongo, Flüchtlingsarbeit, der faire Handel sowie Migrantinnenbetreuung.

Der Mittwoch stand im Zeichen des Erinnerns. Erinnern heiße auch, alles zu tun, damit sich so eine tragische Geschichte nicht wiederhole, mahnte Pfarrer Plümpe. Wichtig dafür sei die Einbindung der jüngeren Generation, dafür gewann der Kirchenkreis Pfarrer Horst Hoffmann für ein Projekt, das Schülern die Flüchtlingsproblematik näher bringen soll. „Sehr viele unserer Schüler haben einen Migrationshintergrund, dadurch hatten sie einen besonderen Zugang zu der Thematik“, so Horst Hoffmann.

Eingeladen aber waren auf den Wiescherfriedhof alle Bürger. „Zur Beisetzung kamen 1993 zwischen 100 bis 200 Herner“, erinnert sich Pfarrer Plümpe. Mittwoch waren es inklusive der 20 Schüler nicht mal 30 Personen.