Bochum/Herne. Die Entsorgungs- und Recyclingunternehmen AGR-DAR, vormals Kost, schließt bis Ende 2014 die Tore seines Standortes Bochum. Diese Nachricht löst bei Anwohnern Jubel aus. Vor einem Vierteljahr waren auf dem Gelände des Unternehmens in Riemke zwei Hallen mit Recyclinganlagen abgebrannt.

Bis Ende 2014 will die RVR-Tochter ihren Standort in Bochum dicht machen. Das teilte die Geschäftsführung am Donnerstagnachmittag überraschend mit. Bei den Anwohnern in Bochum-Riemke und Herne-Süd löste die Nachricht Jubel aus.

Nach dem Großbrand Ende August, bei dem an der Rensingstraße zwei von drei Hallen mit Recyclinganlagen abgebrannt waren, hatte die Chefetage nicht nur den Standort auf den Prüfstand gestellt, sondern zudem ein neues Gesamtkonzept für ihre gut ein Dutzend Standorte im Ruhrgebiet entwickelt. Ergebnis: Die zerstörte Aufbereitung von Recyclingkunststoffen aus Gelben Säcken soll aufgegeben werden. Dadurch würden pro Jahr über 70 000 Tonnen Material weniger über die Anlagen laufen, sagt Geschäftsführer Lambert Freitag. Zu viel: „Der Standort ist vor diesem Hintergrund für unsere Recycling-Aktivitäten deutlich zu groß.“ Seit dem Feuer sind noch 18 Mitarbeiter in Riemke beschäftigt, sie erhielten „eine adäquate Weiterbeschäftigung“ in der Gruppe.

"Was für ein Weihnachtsgeschenk“

„Das ist Wahnsinn, was für ein Weihnachtsgeschenk“, kommentierte Stefan Fleischmann, Sprecher der Interessengemeinschaft Gartensiedlung in Riemke. Seit über fünf Jahren haben er und seine Mitstreiter gegen das Unternehmen gekämpft. Vor allem die Geruchsbelästigung durch die Verarbeitung von Biomüll und Grünschnitt trieb sie auf die Barrikaden. Auch wenn diese Sparte Anfang 2012 aufgegeben wurde – der Gestank sei nie ganz verschwunden. „Nun wird es endlich ruhiger, und der Wohnwert steigt“, freut sich Fleischmann.

Einen Steinwurf entfernt, auf der Südstraße in Herne, war der Jubel nicht leiser. „Wir sind total happy“, sagt Dietmar Maschmeier. Er gehörte auf der anderen Seite der Stadtgrenze zu den Bürgern, die gegen Geruchs- und Lärmbelästigungen angingen. „Wir liegen uns mit den Nachbarn in den Armen“, berichtet er. Viele hätten auch körperlich schwer unter Kost  gelitten. Der  68-Jährige  hofft: „Nun wird hier alles besser.“

Zufrieden zeigte sich auch der FDP-Landtagsabgeordnete Thomas Nückel. Die Liberalen hatten gerade erst im Ruhrparlament eine Verlagerung des Betriebes beantragt. Hintergrund: Der Regionalverband Ruhrgebiet ist alleiniger Gesellschafter von AGR-DAR. Das dürfte die jüngste Entscheidung beflügelt haben, so der Herner Nückel zur WAZ. Mit ein Grund für das Aus sei offenbar auch der geplante Ausbau der A43: Teile des Betriebsgeländes würden dafür gebraucht.