Eine Konferenz mit über 200 Teilnehmernsoll helfen, den Migranten den Weg ebnen. Langfristig will die Stadt ein Integrationskonzept erstellen.

Menschen wie Serdar Yüksel sind es, die es geschafft haben. Der SPD-Landtagsabgeordnete hat türkische Wurzeln und weiß ein Lied darüber zu singen, wie schwierig der Aufstieg aus der Isolation ist. In Wattenscheid ist er aufgewachsen, wo die Deutschen auf der einen und die Migranten auf der anderen Seite wohnen. Yüksel gehörte gestern zu den Eröffnungsrednern der ersten Herner Integrationskonferenz. In Arbeitsgruppen wurden hier Wege gesucht, wie man Menschen mit ausländischen Wurzeln besser in die Gesellschaft einbinden kann.

Yüksel, Abgeordneter auch für Eickel, gab eine der Antworten vorab: Bildung, Bildung, Bildung, das sei das Wichtigste. Entsprechend liegen die Arbeitsschwerpunkte des im August 2013 gegründeten Kommunalen Integrationszentrums Herne im Bildungsbereich.

Jetzt soll ein gesamtstädtisches Integrationskonzept geschaffen werden. Oberbürgermeister Horst Schiereck machte vor über 200 Teilnehmern im Stadtteilzentrum Pluto deutlich, wie wichtig das ist: „Wir brauchen es, denn es sichert uns die gemeinsame Arbeit innerhalb eines Netzwerkes und es sichert uns damit die Zukunft unserer Stadt.“

Das mag sich hochtrabend anhören, Zahlen und Daten untermauern aber, dass die Stadt ohne verstärkte Bemühungen, Menschen mit Migrationshintergrund bessere Perspektiven zu geben, zum Scheitern verurteilt ist. Laut Information der Stadtverwaltung haben 44 000 Herner ausländische Wurzeln, das ist knapp ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Ein Drittel davon sind Türken, fast 19 Prozent der Einwanderer sind polnischer Abstammung. Noch brisantere Zahlen, was den Handlungsbedarf angeht, legte MdL Serdar Yüksel vor: 37 Prozent aller Kinder in Herne haben einen türkischstämmigen „Migrationshintergrund“, 51 Prozent hätten Eltern oder Großeltern, die eingewandert sind.

Trotz aller Hemmnisseerfolgreich in Schule und Beruf

Yüksel fragte, warum – im Jahr 2013 – nur 17 Prozent der Schüler mit einem Zweier-Durchschnitt fürs Gymnasium empfohlen werden, wenn sie ausländische Wurzeln haben, dagegen aber 85 Prozent grünes Licht von ihren Lehrern bekommen, wenn sie Deutsche sind. Die alltägliche Diskriminierung höre nach der Schule nicht auf. Abends in der Disco bekämen ausländisch aussehende junge Leute Einlassverbot, von Fitnessstudios würden sie ganz hinten auf die Warteliste gesetzt.

Fünf „Vorzeige-Migranten“ stellten an Hand ihrer Biografie aber auch dar, dass man es trotz aller Ressentiments in Deutschland schaffen kann. Wir stellen diese „Erfolgreichen“ in einer der kommenden Ausgaben vor.