Serie „Sicherheit“: Hinter der Notrufnummer sitzen Menschen – und zwar rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr. 32 Beamte arbeiten in der Leitstelle in Bochum.

Der Polizeinotruf 110 – das ist nicht einfach nur eine Nummer, dahinter stecken Menschen. Sie sitzen , wenn man die 110 aus Herne anruft, im Bochumer Polizeipräsidium. Tag und Nacht, rund um die Uhr, tun sie dort ihren Dienst.

Samstagmorgen, 4.10 Uhr. Das Einsatzgeschehen hat sich in der letzten halben Stunde etwas reduziert - der Großteil der 635 000 Einwohner von Bochum, Herne und Witten schläft. Polizeioberkommissarin Andrea Specht (47) und ihr Kollege Oliver Strauß (43) gönnen sich einen Kaffee - schwarz, ohne Milch. Seit 21 Uhr sitzen die beiden Polizisten zusammen mit fünf weiteren Kollegen der Nachtschicht an den Funktischen. Sie nehmen die Notrufe an und koordinieren über Funk die Einsätze. Mehrere Verkehrsunfälle und Einbrüche, ein Raubüberfall auf eine Spielhalle in Herne, eine vermisste Seniorin in Witten sowie diverse Ruhestörungen - alles war bislang dabei.

Aufgeregte Frau meldetEinbruch beim Nachbarn

Und schon geht über die 110 ein weiterer Notruf ein. Andrea Specht hat eine aufgeregte Hernerin in der Leitung, die in dieser Nacht nicht so gut schlafen kann. Mit den Worten „Da schlägt ein Mann gerade im Nachbarhaus die Scheibe einer Terrassentür ein“, eröffnet die aufgeregte Frau das Gespräch. Mit wenigen Worten gelingt es der Oberkommissarin die Anruferin, die heute zum ersten Mal in ihrem Leben den Notruf der Polizei gewählt hat, ein wenig „runter zu sprechen“. Schnell „kitzelt“ sie den Tatort heraus und erfährt Näheres über den Einbrecher. Noch während sie mit der Zeugin spricht, hat Andrea Specht eine Streifenwagenbesatzung, einen Hundeführer sowie Zivilkräfte auf den Weg zum Tatort geschickt. Gleichzeitig tippt sie die Informationen in den Computer, damit die Kollegen das Geschehen auf dem Monitor nachvollziehen können. Nun teilt die Hernerin der Polizeibeamtin mit, dass zwei Männer aus dem Haus kommen, in einen dunklen Kleinwagen steigen und in Richtung Bochum fahren. Auch diese wichtige Info wird fast zeitgleich über Funk an die Kollegen weitergegeben. Und schon zwei Minuten später stoppen Zivilfahnder den Wagen auf der Herner Straße. Die Beamten nehmen die beiden Männer fest und stellen die Beute sicher

Andrea Specht und Oliver Strauß sind zwei von 32 Leitstellenbeamten im Bochumer Polizeipräsidium, die auf der „helfenden Seite“ der Notrufleitung sitzen. Ihr Fazit: „Allein im Oktober sind 15 816 Anrufe von besorgten Bürgern über die 110 eingegangen. Und gerade bei Einbruchsdelikten ist es besonders wichtig, uns bei verdächtigen Wahrnehmungen sofort anzurufen.“