Herne. . Operationen am offenen Herzen bergen für Menschen mit Herzmuskelschwäche immer ein Risiko. Spezialisten des Marienhospitals nutzen nun eine neue, deutlich schonendere Technik: das sogenannte Mitralclipping.

Leiden Menschen an einer Herzmuskelschwäche mit erweiterten Herzhöhlen und undichten Mitralklappen, half in der Vergangenheit nur eine Operation am offenen Herzen. Doch ist der Patient stark geschwächt, ist das Risiko eines operativen Eingriffs häufig zu groß. Nun haben Spezialisten der Kardiologie am Marienhospital Herne die Möglichkeit, ein neues, schonenderes Verfahren zu nutzen: das sogenannte Mitralclipping.

„Früher konnten wir nur eine Herzklappen-Operation durchführen, also alte Klappe raus, neue rein“, erklärt Professor Hans-Joachim Trappe, Direktor der Medizinischen Klinik II. „Durch die neue Methode werden die Klappen wieder dicht gemacht. Wir haben den Eingriff kürzlich zum ersten Mal in Herne durchgeführt.“ Vier Patienten seien seither behandelt worden, drei weitere stünden auf der Warteliste. Mit 50 Eingriffen jährlich rechnet Trappe.

Die Kosten inklusive Nachversorgung beliefen sich auf 22 000 Euro pro Mitralclip, sagt Theo Freitag, Geschäftsführer des Marienhospitals. Der Preis für künstliche Herzklappen sei zwar niedriger als der des Mitralclips, doch entfielen bei der Clip-Methode der Einsatz einer Herzlungenmaschine und der längere Krankenhausaufenthalt. Trappe vergleicht: „Eine OP bedeutet zwei Wochen Krankenhausaufenthalt plus drei Wochen Reha, jetzt ist der Patient vier bis fünf Tage in der Klinik, kann sich zu Hause erholen und ist direkt voll leistungsfähig.“

Wirkung wie eine Wäscheklammer

Am Monitor verdeutlicht Trappes Kollege, Dr. Thomas Butz, Oberarzt der Medizinischen Klinik II, das Verfahren. Er zeigt, wie ein Katheter über eine Vene in der Leiste eingeführt und durch die Herzvorhöfe bis an die richtige Stelle geschoben wird. An der undichten Herzklappe setzen die Ärzte bei schlagendem Herzen den Mitralclip ein. Dort wirke er wie eine Wäscheklammer.

Die Anwendung des Mitralclippings erfordert erfahrene Kardiologen. Butz und Dr. Reiner Wennemann, Leitender Oberarzt der Angiologie der Medizinischen Klinik II, sind die einzigen, die das Verfahren durchführen. „Grundvoraussetzung ist, dass man andere Kathetertechniken beherrscht“, erläutert Butz.