Herne. . Die Falck Herzig GmbH wird ab 1. Dezember für die kommenden vier Jahre den qualifizierten Krankentransport in Herne leisten. Im Interview erläutertFalck-Geschäftsführer Prof. Klaus Runggaldierdie Philosophie des Unternehmens.

Die Falck Herzig GmbH wird ab 1. Dezember für die kommenden vier Jahre den qualifizierten Krankentransport in Herne leisten (die WAZ berichtete). Der Zuschlag für das Unternehmen stieß nicht auf ungeteilte Zustimmung, gerade Verdi-Chef Norbert Arndt hielt mit Kritik nicht hinter dem Berg. Im Gespräch mit WAZ-Redakteur Tobias Bolsmann erläutert Falck-Geschäftsführer Prof. Klaus Runggaldier - der in Herne wohnt - die Philosophie des Unternehmens.

Verdi hat den Zuschlag für Falck Herzig mit starken Worten kommentiert. Hat Sie die Kritik getroffen?

Runggaldier: Sie hat uns sehr überrascht. Mit uns hat Herr Arndt nicht gesprochen. Und eigentlich haben wir einen recht guten Draht zu Verdi. Als wir 2010 auf den deutschen Markt gekommen sind, war eine der ersten Maßnahmen die Kontaktaufnahme mit Verdi, um tarifliche Vereinbarungen zu treffen, weil das Unternehmen aus seiner Tradition heraus ein gutes Verhältnis zu den Gewerkschaften pflegt.

Wie war die Reaktion von Verdi?

Man wollte zunächst gar nicht mit uns verhandeln, weil wir zu klein seien. Das hat sich geändert mit den ersten großen Aufträgen und Übernahmen. Inzwischen gibt es erste Tarifverträge. In unserem Tochterunternehmen Promedica haben wir bereits einen gültigen Flächentarifvertrag. Und wir sind mit dem Verdi-Bundesvorstand auch in Verhandlungen für Falck Herzig.

Dennoch ist es doch so, dass die Mitarbeiter - im Vergleich zur Berufsfeuerwehr, die den Transport zuvor geleistet hatten - länger arbeiten für weniger Geld.

Nein, das stimmt so nicht: Wenn man sich die Entgelte anschaut, muss man auch Äpfel mit Äpfeln vergleichen. Die Vergütung von 1900 Euro gilt für Einsteiger. Es gibt bei uns zudem Zuschläge für Dienst zu ungünstigen Zeiten, es gibt Urlaubs- und Weihnachtsgeld und auch Zulagen für besondere Funktionen oder Leistungen. Im Durchschnitt verdienen unsere Mitarbeiter deutlich mehr als 2000 Euro.

Müssen aber länger arbeiten...

Auch die 48 Stunden, die zitiert wurden, muss man differenziert betrachten. Im Rettungsdienst und Krankentransport wird die normale Arbeitszeit bei allen Leistungserbringern, ob Organisationen oder Unternehmen, bei Vorliegen von Arbeitsbereitschaft oder Bereitschaftsdiensten auf bis zu maximal 48 Stunden pro Woche verlängert.

Das heißt, Falck liegt über dem Mindestlohn?

Eindeutig ja. Wir betreiben kein Lohndumping. Wir zahlen marktübliche Preise. Wenn unsere Konditionen und Verträge so schlecht wären, würden wir ja keine Mitarbeiter finden. Aber das Gegenteil ist der Fall. Wir können uns vor Bewerbungen kaum retten.

Da mag der ein oder andere beim sensiblen Thema Krankentransport die Frage nach der Qualität stellen...

Wenn wir als Unternehmen mit einer über hundertjährigen Tradition in einen neuen Markt gehen, ist Qualität und Zuverlässigkeit eine absolute Grundvoraussetzung, sonst hätten wir keine Chance. Wir sind nicht über die Devise „billig, billig“ gewachsen, sondern über eine sehr gute und wirtschaftliche Leistung. Wenn das, was wir anbieten, nicht gut wäre, wären wir nicht so erfolgreich. Deutschlandweit gibt es mittlerweile über 40 Städte und Kreise, mit denen wir erfolgreich zusammenarbeiten, beispielsweise Gelsenkirchen,Herten, Dortmund oder Hamm. Wir wollen das bestmögliche, qualifizierte und motivierte Personal. Das bekommt man nicht, wenn man seine Mitarbeiter ausnutzt. Lassen Sie mich es ganz klar sagen: Unsere Mitarbeiter sind unser höchstes Gut.