Herne.. Der Herner Schüler Simon Hardtung wird in diesem Jahr zum ersten Mal bei der Urbanatix-Show auf der Bühne stehen. Auf dem Trampolin trainiert er für die Premiere. Und ganz nebenbei turnt er noch in der Bundesliga und bereitet sich aufs Abi vor.
Sich aus vier Metern Höhe rücklings in die Tiefe stürzen - das widerspricht den menschlichen Instinkten. Simon Hardtung (18) aus Herne hat sich daran gewöhnt. Seit einem halben Jahr trainiert er auf dem Trampolin für die Urbanatix-Show, einem Mix aus Streetart- und Akrobatikdisziplinen. Die heiße Phase hat begonnen, am 15. November feiert die vierte Auflage der Show Premiere in der Bochumer Jahrhunderthalle.
Zum Artisten-Team von Urbanatix ist Simon zufällig gestoßen. Vor zwei Jahren war er als Zuschauer dabei, wusste aber nicht, wie er sich hätte anschließen können. „Dabei waren die Trampoliner direkt meine Lieblingsnummer“, blickt Simon zurück. Wie passend, dass die Urbanatix-Akrobaten Trainingsholzblock und Trampolin in diesem Jahr ausgerechnet in der Sporthalle aufbauten, in der Simon selbst regelmäßig trainiert: als Leistungsgeräteturner für das Turnzentrum Bochum.
Besser als der Trainer
Mit zwei befreundeten Turnern habe er das Trampolin einfach mal ausprobiert. Als die Urbanatix-Akrobaten und Simons Turnverein zeitgleich trainierten, kam eins zum anderen. Seither gehört das Dreiergespann offiziell zur Crew. Trainer und Trampolin-Choreograf Marco Giese (25) ist mehr als zufrieden: „Eigentlich hat Simon mich längst überholt und in den letzten vier Monaten mehr gelernt als ich in vier Jahren.“ Simon bleibt bescheiden. Zwar bringe er die nötige Körperspannung mit, sagt er, „man muss aber trotzdem erst mal ein Gefühl dafür bekommen und die Federung des Trampolins verstehen.“ Wichtig seien vor allem Ausdauer, Mut und Technik. „Denn beim Turnen muss man ja normalerweise immer auf den Füßen landen und sich nicht einfach auf den Rücken fallen lassen.“ Dass es ihn viel Überwindung kostete, nimmt man ihm kaum ab. Wie selbstverständlich wirft er sich mit dem Rücken voran auf das Sprungtuch, federt in die Höhe, läuft mit den Füßen an der senkrechten Holzwand ein paar Schritte empor, um sich wieder aufs Trampolin fallen zu lassen.
In der Turbinenhalle im Bochumer Westpark trainieren die Akrobaten momentan täglich. Für Simon ein straffes Pensum, denn ganz nebenbei läuft auch noch die Bundesligaphase im Geräteturnen. Das bedeutet: Wettkämpfe am Wochenende und Training parallel zu den Urbanatix-Proben. Dazu Hausaufgaben, Büffeln für Klausuren, Schule, denn im kommenden Jahr macht er sein Abitur. Trotz des Zeitaufwands genießt er das Urbanatix-Dasein, die Musik, die lockere Atmosphäre. „Das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens“, betont er. „Wir trainieren hier mit Top-Artisten, die jeden Quatsch mitmachen, Spaß haben - und trotzdem oder gerade dadurch kommt was ganz Tolles zustande.“