Herne. . Das LWL-Museum für Archäologie bietet mehrmals im Jahr Führungen für blinde und sehbehinderte Menschen an. Den Gästen wird dabei sehr viel zum Anfassen geboten. Bei den Teilnehmern stieß die Führung auf sehr positive Resonanz.

Der erste Eindruck des Archäologie-Museums ist für Monika Kosa erst einmal eine Mischung aus Geräuschen. Aus der Entfernung hört sie ein Klopfen, in der Nähe ein Knarren. Überall schallt es aus den Boxen in der Nähe der Exponate. Monika Kosa ist seit ihrer Geburt blind, doch an diesem Tag hat die Hertenerin sich für einen Besuch des LWL-Museums entschieden. Das Museum bietet mehrmals im Jahr Führungen für blinde und sehbehinderte Menschen an. Neben Monika Kosa hören zwei weitere blinde Besucher ihrer Museumsführerin Katharina Hülscher gebannt zu.

Feuerstein und Tierschädel

„Bei dieser besonderen Führung präsentieren wir unseren Gästen sehr viel zum Anfassen“, sagt die Historikerin, bevor die Tour mitten in der Steinzeit beginnt. Die blinden Besucher werden von ihren Begleitern an ein Feld voller Steine geführt, während Katharina Hülscher einen Feuerstein hervorzaubert. „Der riecht wie geräuchert“ sagt eine Besucherin, während eine andere den Stein mit all seinen Facetten betastet. Vorbei geht die Führung an ausgegrabenen Hirschgeweihen und dem Schädel eines Höhlenbärens. „Der war Vegetarier“ sagt Hülscher, während die drei sehbehinderten Besucher die abgekauten Zähne des Tierschädels ertasten.

Hellweg als Handelsstraße

Was Besucher für gewöhnlich auf den Infotafeln lesen, fasst Katharina Hülscher knapp zusammen. Zudem erklärt die Historikerin, was in den Vitrinen zu sehen ist. An den Schädeln eines Menschen und eines Neandertalers angelangt, fordert Hülscher die Besucher auf zu erraten, welcher Schädel zu welchem Lebewesen gehört. „Dieser Schädel kommt mir bekannt vor“, sagt Besucherin Monika Kosa, die abwechselnd den Menschen- und den Neandertaler-Schädel abtastet. Schnell wird klar: Der Schädel mit den wulstigen Augenhöhlen muss zum Neandertaler gehören.

Doch es wird nicht nur getastet. Erst erschmecken die Besucher ein paar Salzkörner, bevor Katharina Hülscher von der Vergangenheit des Hellwegs als Handelsstraße für Salzgüter aus Unna und Soest erzählt. Nach gut eineinhalb Stunden ist die etwas andere Tour durch das Archäologie-Museum beendet, die blinden und sehbehinderten Besucher sind begeistert. „Es ist toll, wie die Dinge erklärt wurden und vor allem, dass wir so viel anfassen durften“, sagt Monika Kosa am Ende der Führung. Kein Wunder, dass die drei Museumsbesucher die Führung für blinde und sehbehinderte Menschen weiterempfehlen werden.